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Krebs im mittleren Alter

2015 sind rund 7.100 Männer und 5.500 Frauen in Sachsen an Krebserkrankungen verstorben. Damit ist Krebs über alle Altersgruppen hinweg nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen die zweithäufigste Todesursache in Sachsen. Krebs ist eine Krankheit des Alters (Abbildung 6‑33), das heißt, je älter man wird, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit zu erkranken. Abbildung 6‑33 zeigt, dass die Neuerkrankungsrate je 100.000 Einwohner bei Frauen bis Mitte 50 höher ist als bei Männern. Obwohl Krebserkrankungen im höheren Alter am stärksten auftreten, werden sie im Folgenden im Kapitel der 25- bis unter 65-jährigen Einwohner Sachsens behandelt. Denn sie sind die häufigste Todesursache in dieser Altersgruppe (Abbildung 6‑31). Expositionen gegen­über Risikofaktoren, sei es durch das eigene Gesundheitsverhalten, berufliche oder Umwelt­belastungen, kumulieren gerade im langen Zeitraum der Erwerbsfähigkeit und kommen meist erst im höheren Alter voll zum Tragen.

Abbildung 6-33: Krebsneuerkrankungen (C00-C97 ohne sonstige Tumore der Haut, C44, inklusive D09.0 und D41.4) je 100.000 Einwohner in Sachsen, nach Alter und Geschlecht, 2014140

Die Grafik zeigt die beschriebene Verteilung von Krebserkrankungen nach Alter und Geschlecht.

Quelle: Gemeinsames Krebsregister der Länder Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und der Freistaaten Sachsen und Thüringen, Registerstelle,
eigene Darstellung Prognos AG

Die altersstandardisierte Mortalitätsrate von Krebs ist bei Männern und Frauen von 2004 auf 2014 um 10,5 beziehungsweise 9,1 Prozent zurückgegangen. Im gleichen Zeitraum ist die Zahl der dokumentierten Neuerkrankungen bei Männern und Frauen nur um 6,1 respektive 1,6 Prozent zurückgegangen. Der im Vergleich zu Neuerkrankungen stärkere Rückgang der Sterblichkeit dürfte auf einen Fortschritt in der medizinischen Behandlung zurückgehen, durch den die Überlebensraten bei Krebs steigen (RKI, 2016). Im Bundeslandvergleich zeigt sich ein Ungleichgewicht zwischen der männlichen und weiblichen Neuerkrankungs- und Mortalitätsrate (Abbildung 6‑34). Sachsen hatte 2014 die viertniedrigste Neuerkrankungsrate bei Frauen aber die fünfthäufigste bei Männern. Im selben Jahr hatte Sachsen die niedrigste Krebsmortalitätsrate bei Frauen aber die sechsthöchste bei Männern.

Abbildung 6-34: Neuerkrankungs- und Mortalitätsrate C00-C97 Krebs gesamt ohne sonstige Tumore der Haut (C44), inklusive D09.0 und D41.4, 2014, altersstandardisiert je 100.000 Einwohner, 2014

Die Abbildung zeigt die im Text ausgeführte Neuerkrankungs- und Mortalitätsrate im bundesweiten Durchschnitt.

Wegen fehlender Daten Darstellung ohne Saarland.
Quelle: Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland e.V. (GEKID),
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Krebs war zudem – nach psychischen und Verhaltensstörung – die zweithäufigste Ursache vorzeitigen Rentenzuganges aufgrund verminderter Erwerbsfähigkeit (70,5 je 100.000 Ver­sicherte, Abbildung 6‑74), worauf im Kapitel Folgen von Krankheiten in Sachsen weiter eingegangen wird.

In altersstandardisierten Zahlen je 100.000 Einwohner waren Lungenkrebs (42,4) und Prostata­krebs (17,0) die häufigsten Krebstodesursachen von Männern in Sachsen (Abbildung 6‑35). Bei Frauen waren es Brustkrebs (17,2) und Lungenkrebs (13,5). Auf dem dritten Rang liegen sowohl bei Männern (15,4) als auch bei Frauen (8,6) bösartige Neubildungen des lymphatischen, blutbildenden und verwandten Gewebes (C81-C96). Zu dieser breiten Diagnosegruppe zählen unter anderem das Hodgkin-Lymphom (C81) und Leukämie (C90-C95).

Abbildung 6-35: Die häufigsten Krebstodesursachen in Sachsen nach Lokalisation und Geschlecht, altersstandardisiert je 100.000 Einwohner, 2015

Die Abbildung zeigt die bereits beschriebenen Krebstodesursachen für Männer und für Frauen.

Quelle: Statistisches Bundesamt, Todesursachenstatistik,
eigene Darstellung Prognos AG

Brustkrebs

Brustkrebs war die häufigste Krebsart bei Frauen in Sachsen. Im Jahr 2014 gab es rund 3.130 Neuerkrankungen unter Frauen, was 27,1 Prozent aller gemeldeten weiblichen Krebsneuerkrankungen entspricht. Das Risiko für Männer an Brustkrebs zu erkranken, ist dagegen sehr ge­ring (45 Fälle, 0,3% aller männlichen Krebserkrankungen). Die Zahl der Neuerkrankungen an Brustkrebs steigt ab dem 30. Lebensjahr mit fortschreitendem Alter stark an (Abbildung 6‑37).

Abbildung 6-36: Mortalitätsrate von Brustkrebs (C50) in Sachsen und Deutschland, altersstandardisiert je 100.000 Einwohner

Die Mortalitätsrate von Brustkrebs in Sachsen und den neuen Bundesländern ohne Berlin-Ost liegt unter dem bundesweiten Durchschnitt und nimmt von 2003 bis 2015 leicht ab.

Quelle: Statistisches Bundesamt, Todesursachenstatistik, Fortschreibung des Bevölkerungsstandes, und Gemeinsames Krebsregister der Länder Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und der Freistaaten Sachsen und Thüringen, Registerstelle,
eigene Darstellung Prognos AG

Abbildung 6-37: Neuerkrankungen an Brustkrebs (C50) in Sachsen, nach Alter je 100.000 Einwohner, 2014141

Neuerkrankungen an Brustkrebs steigen mit dem Alter. Die meisten Fälle gibt es bei über 50-Jährigen.

Quelle: Statistisches Bundesamt, Todesursachenstatistik, Fortschreibung des Bevölkerungsstandes, und Gemeinsames Krebsregister der Länder Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und der Freistaaten Sachsen und Thüringen, Registerstelle,
eigene Darstellung Prognos AG

Das Robert Koch-Institut schätzt, dass eine von acht Frauen in Deutschland im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs erkrankt, wobei die relative 5-Jahres-Überlebensrate im Jahr 2014 bei 88 Prozent (RKI, 2017) lag. Im Jahr 2015 sind insgesamt 781 Frauen in Sachsen an Brustkrebs verstorben (37,7 je 100.000 Einwohner). Die altersstandardisierte Mortalitätsrate liegt in Sachsen deutlich unter dem Bundesdurchschnitt (Abbildung 6‑36) und auch unter dem Durchschnitt der neuen Bundesländer (ohne Berlin-Ost). Sie ist in den letzten Jahren zudem in Sachsen gesunken.

Abbildung 6-38: Weibliche Neuerkrankte an Brustkrebs (C50), nach Bundesländern altersstandardisiert je 100.000 Einwohner, 2014

Die geringste Anzahl weiblicher Neuerkrankter befindet sich in Sachsen-Anhalt. Sachsen hat die drittgeringste Anzahl. Die höchste Anzahl an Neuerkrankungen befindet sich in Schleswig-Holstein.

Wegen fehlender Daten Darstellung ohne Saarland
Quelle: Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland e.V. (GEKID),
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In der Forschung wird eine Vielzahl von Risikofaktoren als Ursache von Brustkrebs diskutiert. Dazu gehören neben genetischer Prädisposition, Kinderlosigkeit und Spätgebären, Kontrazeptiva und Hormontherapie in der Menopause, Diabetes, Umwelteinflüsse sowie Lebensstilfaktoren wie Übergewicht und Bewegungsmangel (WHO, 2016). Einen Erklärungsansatz für die vergleichsweise geringe Neuerkrankungsrate von Brustkrebs in Sachsen (Abbildung 6‑38) könnte daher nach Meinung von Katalinic et al. (2009) die höhere Geburtenrate zu Zeiten der DDR und das niedrige Durchschnittsalter sächsischer Frauen bei der Erstgeburt sein.

Prostatakrebs

Prostatakrebs ist eine bösartige Tumorerkrankung, die vom Drüsengewebe der männlichen Vorsteherdrüse (Prostata) ausgeht. Die Heilungsprognose hängt stark vom Tumorstadium bei der Entdeckung ab, weshalb Vorsorgeuntersuchungen eine bedeutende Rolle zukommen. Bei frühzeitiger Entdeckung ist die Überlebenswahrscheinlichkeit bei Prostatakrebs im Vergleich zu anderen Krebsarten aber relativ gut. Die relative 5-Jahres-Überlebensrate liegt nach Angaben des Robert Koch-Institutes in Deutschland bei 93 Prozent (RKI, 2015). Als Hauptrisikofaktoren für Prostatakrebs gelten Alter und genetische Faktoren, die nicht beeinflussbar sind. In der wissenschaftlichen Literatur werden zudem Exposition gegenüber ionisierter Strahlung und UV-Strahlung, Harnwegsinfektionen und Lebensstilfaktoren wie Rauchen, Ernährung, Über­gewicht und geringe körperliche Aktivität als mögliche Risikofaktoren von Prostatakrebs diskutiert (Cuzick et al., 2014). Ebenfalls diskutiert wird, ob häufiges Ejakulieren im Erwachsenalter als wirksamer Schutzfaktor vor Prostatakrebs fungiert (Rider et al., 2016).

Abbildung 6-39: Neuerkrankungen an Prostatakrebs (C61) in Sachsen, je 100.000 Einwohner, nach Alter, 2014

Neuerkrankungen an Prostatakrebs steigen ab 45 Jahren. Die meisten Fälle treten ab 65 Jahren auf.

Quelle: Gemeinsames Krebsregister der Länder Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und der Freistaaten Sachsen und Thüringen, Registerstelle, sowie Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland e.V. (GEKID),
eigene Darstellung Prognos AG

Abbildung 6-40: Neuerkrankungen an Prostatakrebs (C61) in Sachsen und Deutschland, altersstandardisiert je 100.000 Einwohner

Ähnlich wie im bundesweiten Durchschnitt sind Neuerkrankungen an Prostatakrebs in Sachsen in den letzten Jahren von 105 auf 90 je 100.000 Einwohner gesunken.

Quelle: Gemeinsames Krebsregister der Länder Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und der Freistaaten Sachsen und Thüringen, Registerstelle, sowie Gesellschaft der epidemiologischen Krebsregister in Deutschland e.V. (GEKID),
eigene Darstellung Prognos AG

Prostatakrebs war die zweihäufigste Krebsneuerkrankung bei Männern in Sachsen und trat vor allem in höherem Alter auf (Abbildung 6‑39). Drei Viertel der Neuerkrankten, insgesamt 3.155 Fälle, waren im Jahr 2014 älter als 64 Jahre. Die altersstandardisierte Zahl von Neuerkrankten ist von 2004 auf 2014 um 8,4 Prozent gesunken und lag in Sachsen unter dem Bundesdurchschnitt (Abbildung 6‑40). Eine Erklärung für diese Entwicklung gibt es bislang nicht.

Im Jahr 2015 sind 710 Männer in Sachsen an Prostatakrebs gestorben (9,9% aller Krebstoten). Die Mortalitätsrate ist aber von 2005 auf 2015 ebenfalls um 7,6 Prozent gesunken und lag knapp unter dem Bundesdurchschnitt. Im Jahr 2015 erreichte sie den niedrigsten Stand seit über zehn Jahren (Abbildung 6‑41), wofür ebenfalls Fortschritte in der Krebsbehandlung verantwortlich sein dürften.

Abbildung 6-41: Gestorbene infolge von Prostatakrebs in Sachsen und Deutschland, altersstandardisiert je 100.000 Einwohner

Der Inhalt der Grafik wurde im vorherigen Absatz erläutert.

Quelle: Statistisches Bundesamt, Todesursachenstatistik,
eigene Darstellung Prognos AG

Die gesetzliche Krankenversicherung übernimmt einmal jährlich die Kosten einer Tastuntersuchung der Prostata bei Männern ab 45 Jahren. Der Einsatz des PSA-Tests (Prostata-spezifisches-Antigen), der die Werte eines dieses Antigens im Blut misst, ist allerdings bislang noch nicht Bestandteil des gesetzlichen Früherkennungsprogrammes.

Lungenkrebs

Bei Lungenkrebs (C33-C34) handelt es sich um bösartige Neubildungen im Bereich der Trachea (Luftröhre), Bronchien und Lunge. Trotz Fortschritten in der medizinischen Behandlung verläuft die Prognose von Lungenkrebs mit einer 5-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeit von circa 15 Prozent nach wie vor sehr ungünstig, nicht zuletzt weil Lungenkrebs selten im Frühstadium erkannt wird (Polanski et al., 2016). Rauchen ist weltweit für die meisten Fälle von Lun­genkrebs – aber auch für viele andere Krebsarten – verantwortlich. WHO-Schätzungen gehen davon aus, dass 90 Prozent aller Lungenkrebsfälle in Industrieländern auf Tabakkonsum zurückzuführen sind (WHO, 2016). Studien konnten im Vergleich zu Nichtrauchern bei Rauchern ein 20-fach höheres Lungenkrebsrisiko feststellen (Alberg et al., 2013). Neben Tabakkonsum gelten Asbest, Luftverschmutzung und Radon als Risikofaktoren von Lungenkrebs. Radongas tritt im Uranbergbau auf, wie er beispielsweise von 1946 bis 1990 in Sachsen durch die Wismut AG durchgeführt wurde (siehe auch Risikofaktor Arbeitsplatz im Kapitel Gesundheitsunterschiede bei Mann und Frau Gesundheitsunterschiede bei Mann und Frau). Studienergebnisse deuten darauf hin, dass Radon-Exposition un­ter Angestellten der Wismut AG tatsächlich zu einer erhöhten Lungenkrebsrate geführt hat (Kreuzer et al., 2015).

Lungenkrebs ist nach Prostata- und Darmkrebs die dritthäufigste Krebsneuerkrankung bei Männern und die vierthäufigste bei Frauen. In absoluten Zahlen ausgedrückt gab es im Jahr 2014 rund 1.800 männliche (12,3% aller männlichen Krebsneuerkrankten) und 700 weibliche (6,1%) Neuerkrankungen an Lungenkrebs in Sachsen.

Abbildung 6-42: Neuerkrankungen an Lungenkrebs (C33-C34) in Sachsen, nach Alter und Geschlecht, je 100.000 Einwohner, 2014

Für Männer und Frauen steigt das Risiko an einer Lungenkrebs Neuerkrankung ab 40 Jahren. Bei Männern steigt es bei 80-85-Jährigen um bis zu 370 Neuerkrankungen je 100.000 Einwohner an. Bei Frauen über 80 Jahren steigt es bis auf knapp 100 Fälle je 100.000 Einwohner.

Quelle: Gemeinsames Krebsregister der Länder Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und der Freistaaten Sachsen und Thüringen, Registerstelle,
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Abbildung 6-43: Neuerkrankungen an Lungenkrebs (C33-C34) in Sachsen, nach Geschlecht, altersstandardisiert je 100.000 Einwohner, 2003 bis 2014

Neuerkrankungen sind bei Männern von 2003 bis 2013 von 65 Fällen auf 52 je 100.000 Einwohner gesunken. Bei Frauen ist die Anzahl von 12 auf 18 Neuerkrankungen je 100.000 Einwohner leicht gestiegen.

Quelle: Gemeinsames Krebsregister der Länder Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen-Anhalt und der Freistaaten Sachsen und Thüringen, Registerstelle,
eigene Darstellung Prognos AG

Anders als bei Brustkrebs ist Lungenkrebs eine Krankheit, die erst im höheren Alter auftritt und deren Inzidenz ab Mitte 50 stark anzusteigen beginnt (Abbildung 6‑42). Die Ursache dafür liegt in der verhältnismäßig langen Latenzzeit, der Zeit zwischen der Exposition gegenüber einem Risikofaktor und dem Auftreten der Krankheit, die je nach Risikofaktor durchschnittlich zwischen 20 und 30 Jahren liegen kann (Youlden et al., 2008). Erneut zeigt sich an der altersstan­dardisierten Neuerkrankungsrate (Abbildung 6‑43) ein großer Unterschied zwischen Männern und Frauen, der vor allem im unterschiedlichen Rauchverhalten begründet liegt. Dieser Unterschied wird im Kapitel Gesundheitsunterschiede bei Mann und Frau unter dem Risikofaktor Rauchen eingehender diskutiert. Es zeigt sich aber auch deutlich, dass sich die Kluft zwischen Neuerkrankungen bei Männern und Frauen zusehends schließt. Dies geschieht nicht allein durch das Absinken der Erkrankungsraten bei Männern. Das Ansteigen von Lungenkrebserkrankungen unter Frauen lässt sich in Europa bereits seit den 70er Jahren beobachten und ist unter anderem auf deren gestiegenen Tabakkonsum zurückzuführen (Bosetti et al., 2012). Ein vergleichbarer Trend ist bei der Mortalitätsrate von Lungenkrebs zu beobachten (Abbildung 6‑44).

Abbildung 6-44: Gestorbene an Lungenkrebs (C33-C34) in Sachsen, Deutschland und den neuen Bundesländern (ohne Ost-Berlin), nach Geschlecht, altersstandardisiert je 100.000 Einwohner

Die Mortalitätsrate bei Lungenkrebs liegt in Sachsen für Frauen und Männer unter dem Durchschnitt der neuen Bundesländer und dem bundesweiten Durchschnitt. Die Mortalitätsrate bei Frauen aus den neuen Bundesländern liegt unter dem bundesweiten Durchschnitt. Die Mortalitätsrate bei Männern aus den neuen Bundesländern liegt hingegen über dem bundesweiten Durchschnitt.

Quelle: Statistisches Bundesamt, Todesursachenstatistik,
eigene Darstellung Prognos AG

Rund 1.500 Männer und 580 Frauen verstarben im Jahr 2015 an Lungenkrebs. Mit einem Anteil von 21,1 Prozent war Lungenkrebs die häufigste Krebstodesursache bei Männern in Sachsen. Bei Frauen war er nach Brustkrebs (14,1%) und Darmkrebs (11,8%) die dritthäufigste Krebsto­desursache (10,5%). Wie aus Abbildung 6‑44 ersichtlich ist, sinkt die Mortalitätsrate bei Män­nern, während sie bei Frauen langsam, aber stetig steigt. Altersstandardisiert betrachtet starben Sachsen im Vergleich zum Bundesdurchschnitt seltener an Lungenkrebs. Besonders groß war der Unterschied bei den Frauen. Einer Studie des Max-Planck-Institutes (Myrskylä und Scholz, 2013) zufolge könnte dieser Unterschied in dem niedrigeren Tabakkonsum von Frauen in der DDR begründet liegen, der sich durch die Latenzzeit von 20 bis 30 Jahren noch heute in der Entwicklung der Mortalität widerspiegelt. Durch den gestiegenen Tabakkonsum bei Frauen nach der Wiedervereinigung bestünde laut der Studie die Möglichkeit, dass in Zukunft die Mortalität infolge von Lungenkrebs bei Frauen in Ostdeutschland stärker steigt. Das Sterbealter infolge von Lungenkrebs in Sachsen lag 2015 bei Männern (71,2 Jahre) etwas niedriger als bei Frauen (71,9 Jahre). Das bundesweite Sterbealter infolge von Lungenkrebs war besonders bei Frauen deutlich niedriger (Männer: 70,8 Jahre; Frauen: 70,3 Jahre). Das heißt, Frauen in Sachsen starben durchschnittlich eineinhalb Jahre später an Lungenkrebs als im bundesweiten Durchschnitt.

In Sachsen selbst zeigen sich regionale Unterschiede in der Anzahl von Krankenhausdiagnosen aufgrund von Lungenkrebs. In Chemnitz, dem Vogtlandkreis und dem Landkreis Zwickau waren vollstationäre Krankenhausfälle aufgrund von Lungenkrebs besonders häufig, während sie in der Stadt Dresden und dem Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge am niedrigsten waren (Abbildung 6‑45). Ein Zusammenhang mit dem Uranbergbau wird eher nicht vermutet, da Rauchen in der Bevölkerung deutlich stärker verbreitet ist, als die Arbeit im Bergbau. Somit sollte der Anteil der Raucher auch einen größeren Einfluss auf Fälle von Lungenkrebs in den Regionen haben. Über das regionale Rauchverhalten ist allerdings bislang nichts bekannt.

Abbildung 6-45: Krankenhausfälle aufgrund von Lungenkrebs (C33-C34) in Sachsen insgesamt und in den Landkreisen und Kreisfreien Städten, altersstandardisiert je 100.000 Einwohner, 2016

Die Grafik zeigt die beschriebenen regionalen Unterschiede.

Eine Übersichtskarte mit den Namen der Landkreise und Kreisfreien Städte ist in Teil I zu finden.

Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, Krankenhausstatistik,
eigene Darstellung Prognos AG. Kartengrundlage: © GeoBasis-DE / BKG 2016

Primärprävention von Krebserkrankungen

Der Lebensstil hat, wie aus der Darstellung der Risikofaktoren in den vorigen Kapiteln ersichtlich, einen erheblichen Einfluss auf die Entstehung von Krebs. Dazu gehören insbesondere der Konsum von Tabak und Alkohol, eine ungesunde Ernährung, eine erhöhte UV-Belastung durch Sonnenlicht sowie mangelnde körperliche Aktivität und Übergewicht. Das Robert Koch-Institut (RKI) geht davon aus, dass mehr als 30 Prozent aller Krebstodesfälle durch einen gesunden Lebensstil vermieden werden könnten (RKI 2015).

Aktiv und passiv Rauchen ist weltweit der bedeutendste vermeidbare Risikofaktor für Krebs. Tabakrauch besteht aus mehr als 7.000 chemischen Stoffen, von denen mehr als 50 bekannte Cancerogene sind. Neben Lungenkrebs besteht ein Zusammenhang zwischen dem Rauchen und einer Vielzahl weiterer Krebserkrankungen, wie Nieren-, Blasen, Pankreas- und Magenkrebs (McGuire, 2016). Ein Rauchstopp mit Abstinenz über sieben Jahre reduziert das Risiko für Lungenkrebs bereits um 20 Prozent (Tanner et al., 2016). Seit dem Jahr 2008 gilt deshalb in Sachsen das Nichtraucherschutzgesetz, das die Orte mit Rauchverbot deutlich ausweitete, um die Belastung insbesondere durch Passivrauchen zu senken.142

Eng verbunden mit dem Ernährungsverhalten ist Übergewicht und erst recht Adipositas. In den vorangegangenen Darstellungen zur Häufigkeit von Krebserkrankungen in Sachsen wurde Übergewicht bereits mehrfach als Risikofaktor genannt. Übergewichtige Menschen erkranken weltweit öfter an den häufigsten, aber auch an selteneren Krebserkrankungen im Vergleich zu normalgewichtigen Menschen. Neben Dickdarmkrebs trifft dies beispielsweise auf Gallenblasen-, Nieren- und Schilddrüsenkrebs zu. Übergewichtige Frauen haben ein höheres Risiko, an Brust-, Gebärmutter- oder Eierstockkrebs zu erkranken (Renehan et al., 2008).

Neben der Ernährung ist auch das Bewegungsverhalten ein Risikofaktor sowohl für Übergewicht als auch für Krebs. Unabhängig vom Effekt der Gewichtsreduktion belegen Studien, dass höhere im Vergleich zu geringerer körperlicher Aktivität das Risiko für verschiedene Krebsarten reduziert. Der kausale Zusammenhang ist jedoch bis heute ungeklärt (Brown et al., 2012).

Insgesamt verdeutlicht die Studienlage, dass für die Krebsprävention die Förderung des Nichtrauchens, einer gesunden Ernährungsweise und einer regelmäßigen körperlichen Aktivität erhebliche Bedeutung haben. Prävention ist aufgrund der hohen Folgekosten die kosteneffektivste Strategie bei der Bekämpfung von Krebs (McGuire, 2016).

 

Fußnoten

140 Aus Gründen der Übersichtlichkeit wurde eine vereinfachte Form der Altersabgrenzung verwendet. Zum Beispiel ist mit dem Alter 25–29 das Alter 25 bis unter 30 Jahren gemeint.

141 Aus Gründen der Übersichtlichkeit wurde eine vereinfachte Form der Altersabgrenzung verwendet. Zum Beispiel ist mit dem Alter 25–29 das Alter 25 bis unter 30 Jahren gemeint.

142 Aus Gründen der Übersichtlichkeit wurde eine vereinfachte Form der Altersabgrenzung verwendet. Zum Beispiel ist mit dem Alter 25–29 das Alter 25 bis unter 30 Jahren gemeint.

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