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Zusammenfassung

Kenntnis über demografische Entwicklungen in der Vergangenheit und insbesondere über zukünftige demografische Trends sind eine grundlegende Voraussetzung, um die soziale Lage und Entwicklung einzelner Bevölkerungsgruppen einordnen und bewerten zu können. Entsprechend liefert dieses Kapitel einen Überblick über demografische Entwicklungen in der Vergangenheit sowie einen Ausblick auf die Zukunft auf Ebene der Landkreise und Kreisfreien Städte.

Die Bevölkerungszahl in Sachsen war in den letzten Jahren deutlich rückläufig. Dies trifft insbesondere für die Landkreise Görlitz und Bautzen sowie den Erzgebirgskreis und den Vogtlandkreis zu. Hier ist die Bevölkerungszahl zwischen 1990 und 2015 am stärksten gesunken. Positive demografische Entwicklungen sind lediglich in den Kreisfreien Städten Leipzig und Dresden festzustellen.

Zwei Gründe trugen im Wesentlichen zum Rückgang der Bevölkerung bei. Zum einen sind im Durchschnitt deutlich mehr Menschen gestorben als geboren wurden. Dies machte rund zwei Drittel des Bevölkerungsrückganges aus. Zum anderen ist eine größere Zahl an Personen aus Sachsen abgewandert als zugezogen sind. Rund ein Viertel des Bevölkerungsrückganges lässt sich auf Nettowanderungsverluste zurückführen. Dabei sind deutlich mehr Frauen als Männer abgewandert. Soweit die abgewanderten Frauen im geburtsfähigen Alter waren, dämpft dies zusätzlich die Geburtenzahl.

Insbesondere die Zahl der Frauen hat in Sachsen stark abgenommen, so dass sich die Anzahl der Männer und Frauen nahezu angeglichen haben. Allerdings zeigen sich erhebliche Unterschiede in der Altersstruktur der männlichen und weiblichen Bevölkerung. Im Jahr 2015 bestand ein deutlicher Männerüberschuss in der erwerbsfähigen Bevölkerung, während ein Frauenüberschuss bei den Personen im Alter von 65 Jahren und mehr vorlag. Dieses Bild ergibt sich in den Landkreisen ebenso wie in den Kreisfreien Städten in Sachsen.

Die Bevölkerung in Sachsen ist in den letzten zwei Jahrzehnten erheblich gealtert. Der Altenquotient, der die Größe der Bevölkerungsgruppe im Alter von 65 Jahren und mehr relativ zur Größe der Bevölkerung von 20 bis unter 65 Jahren misst, ist in allen Landkreisen und Kreisfreien Städten deutlich gewachsen. Am höchsten war er 2015 im Landkreis Görlitz sowie im Vogtlandkreis. Dort kamen auf eine Person im Alter von 65 Jahren und mehr lediglich zwei Personen im Alter von 20 bis unter 65 Jahren. Am geringsten war der Altenquotient in den Kreisfreien Städten Dresden und Leipzig. Dort kamen auf eine Person im Alter von 65 Jahren und mehr gut drei Personen im Alter von 20 bis unter 65 Jahren. Der Jugendquotient, der die Größe der Bevölkerung in Alter von unter 20 Jahren relativ zur Größe der Bevölkerung von 20 bis unter 65 Jahren misst, hat sich zwischen 1990 und 2015 dagegen kaum verändert.

Vorausberechnungen der Bevölkerungszahl legen nahe, dass sich der Bevölkerungsrückgang wie auch die zunehmende Alterung der Gesellschaft in Sachsen bis 2030 fortsetzen wird. In der Folge wird der Altenquotient deutlich steigen. Vor allem in den Landkreisen Nordsachsen und Bautzen sowie im Vogtlandkreis, im Landkreis Görlitz und im Erzgebirgskreis nimmt der Altenquotient erheblich zu. Der Jugendquotient nimmt ebenfalls in allen Landkreisen und Kreisfreien Städten ähnlich stark zu, aber weit weniger stark als der Altenquotient. In der Summe werden 2030 in einigen Landkreisen auf eine Person im Alter von unter 20 Jahren und im Alter von 65 Jahren und mehr eine Person im erwerbsfähigen Alter kommen. In den Kreisfreien Städten Chemnitz und insbesondere Dresden und Leipzig schreitet die Alterung dagegen langsamer voran.

Mit der zunehmenden Alterung der Bevölkerung geht ein Rückgang der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter und damit die zunehmende Schrumpfung des Arbeitskräftepotenzials einher. Dies wird für die Landkreise Görlitz, Bautzen, Zwickau und Mittelsachsen sowie den Erzgebirgskreis und den Vogtlandkreis am deutlichsten sichtbar sein. Lediglich in den Kreisfreien Städten Dresden und Leipzig wird die Zahl der erwerbsfähigen Bevölkerung im Alter von 20 bis unter 65 Jahren bis 2030 etwas zunehmen.

Aufgrund der nachhaltigen Wirkung der demografischen Prozesse werden die Lasten dieser zunehmenden Alterung und des schrumpfenden Arbeitskräftepotenzials dauerhaft ungleich zwischen den Kreisfreien Städten Dresden und Leipzig und den Landkreisen in Sachsen verteilt sein. Für die Kreisfreien Städte Leipzig und Dresden sind im innersächsischen Vergleich günstige demografische Entwicklungen erwartbar. In der Kreisfreien Stadt Chemnitz ebenso wie in den meisten der an die Kreisfreien Städte Dresden und Leipzig angrenzenden Landkreise (Meißen, Sächsische Schweiz-Osterzgebirge, Nordsachsen und Leipzig) ist eine eher ungünstige demografische Entwicklung in Form eines Bevölkerungsrückganges und damit einhergehenden Alterung zu erwarten. Die am stärksten negative Entwicklung ist in den Landkreisen Görlitz, Zwickau, Mittelsachsen, Bautzen sowie im Erzgebirgskreis und im Vogtlandkreis zu erwarten. Diese Regionen werden mit einem deutlichen Bevölkerungsrückgang, einer stark zunehmenden Alterung sowie einer erheblichen Schrumpfung des Arbeitskräftepotenzials konfrontiert sein.

Die Spirale aus einer Alterung der Bevölkerung, der Abwanderung vor allem der jüngeren Frauen und der daraus resultierenden geringen Geburtenzahl insbesondere in den ländlichen Regionen ist eine zentrale gesellschafts-, wirtschafts- und sozialpolitische Rahmenbedingung. Zentrale zusammenfassende Indikatoren für die Bewertung der demografischen Situation in den Landkreisen und Kreisfreien Städten sind daher die Alten- und Jugendquotienten.

Die regionale Analyse auf Ebene der Landkreise mit amtlichen Daten erlaubt zwar eine Differenzierung zwischen urbanen und ländlichen Räumen. Allerdings werden dabei Disparitäten innerhalb der Landkreise verschleiert. Dies betrifft insbesondere Landkreise, die an die vergleichsweise prosperierenden Kreisfreien Städte Dresden und Leipzig angrenzen. Stärker regionalisierte Daten, wie sie beispielsweise im Demografiemonitor der Sächsischen Staatskanzlei verwendet werden, bestätigen dies und zeigen die ausgeprägten Suburbanisierungseffekte im Umkreis der Kreisfreien Städte sehr deutlich.18 Auch geschlechts- und altersspezifizierte Wanderungsbewegungen bildet der Demografiemonitor ab. Weitere qualitative Daten wie zum Beispiel der Bildungsstand der zu- oder abwandernden Personen lassen sich damit aktuell noch nicht verknüpfen. Dies genauer zu betrachten wäre eine Aufgabe der Sozialberichterstattung auf der Ebene der Landkreise beziehungsweise Kreisfreien Städte.

 

Fußnoten

18 Eine tiefergehende Differenzierung des Bevölkerungsstandes beispielsweise auf Ebene auch der kleineren Städte ist grundsätzlich möglich, siehe beispielsweise empirica, 2015.

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