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Zusammenfassung

Die Auswertung der Daten zu der Entwicklung der Zahl der Pflegebedürftigen im Freistaat Sachsen hat gezeigt, dass die demografische Entwicklung zu einem im Vergleich zum Bundes­durchschnitt überdurchschnittlichen Anstieg der Zahl der Pflegebedürftigen geführt hat, der sich auch noch bis 2030 fortsetzen wird, insbesondere bei den stationär versorgten Pflegebedürftigen.

In den Landkreisen Görlitz und Bautzen ist die Zahl der Pflegebedürftigen zwischen 2005 und 2015 besonders stark angestiegen. Zudem wiesen diese Landkreise, gemessen an der Bevölkerung, im Jahr 2015 den höchsten Anteil an Pflegebedürftigen auf. Die Prognose bis 2030 zeigt jedoch, dass die Zahl der Pflegebedürftigen dort bis 2030 im Vergleich zum Landes­durchschnitt unterdurchschnittlich stark steigen wird. Genau andersherum verhält es sich im Vogtlandkreis, wo die Zahl der Pflegebedürftigen sowie deren Zuwachs in der Vergangenheit sehr gering waren, wo jedoch bis 2030 mit einem überdurchschnittlichen Anstieg zu rechnen ist. Während in den Landkreisen Görlitz und Bautzen ein großer Teil des demografischen Wandels bereits in der Vergangenheit erfolgt ist, steht dieser im Vogtlandkreis noch bevor. In der Stadt Dresden fiel der Anstieg der Zahl der Pflegebedürftigen bereits in der Vergangenheit sehr hoch aus. Dort und auch in der Stadt Leipzig werden bis 2030 die höchsten Zuwächse bei der Zahl der Pflegebedürftigen erwartet. Aufgrund der deutlichen regionalen Unterschiede ist für eine künftige Bedarfsermittlung eine regionalisierte Betrachtung der Entwicklung der Zahl der Pflege­bedürftigen unverzichtbar.

Im Freistaat Sachsen spielt die professionelle Versorgung von Pflegebedürftigen im Vergleich zum Bundesdurchschnitt eine überdurchschnittlich große Rolle. Zwischen 2005 und 2015 ist es dabei insbesondere zu einer massiven Verschiebung zur Kombination der Inanspruchnahme von Pflegegeld und den Leistungen ambulanter Pflegedienste gekommen. Die Auslastungsquoten der Pflegeheime, das heißt, die Relation von stationär betreuten Pflegebedürftigen und verfügbaren Plätzen in Pflegeheimen, in Sachsen ist in den letzten Jahren angestiegen. Die Wirkungsanalyse hat die Vermutung bestätigt, dass sich ein gewisser Teil des Anstieges der Inanspruchnahme von Kombinationsleistungen über die zu geringen stationären Kapazitäten in Sachsen erklären lässt. Die Prognose bis 2030 hat gezeigt, dass der Bedarf an Heimplätzen auch in Zukunft weiter steigen wird.

Im Vogtlandkreis und der Stadt Leipzig werden besonders viele Pflegebedürftige stationär betreut. Die stationären Pflegeeinrichtungen weisen dort jedoch im Vergleich zum Landesdurchschnitt die größten freien Kapazitäten an Heimplätzen auf. In den Landkreisen Görlitz und Bautzen ist der Anteil der stationär betreuten Pflegebedürftigen an allen Pflegebedürftigen dagegen gering beziehungsweise unterdurchschnittlich. Die Auslastungs­quoten der stationären Pflegeeinrichtungen lagen dort jedoch dennoch bei über 100 Prozent. Da die Auslastung der stationären Pflegeeinrichtungen sachsenweit sehr hoch ist, gilt es insgesamt, basierend auf dem bis 2030 prognostizierten Bedarf an Pflegeheimplätzen, den Bedarf an Pflegeheimplätzen zu prüfen und die Zahl der verfügbaren Plätze gegebenenfalls in den entsprechenden Landkreisen und Kreisfreien Städten zu erhöhen und/oder den Ausbau weiterer alternativer Versorgungssettings (zum Beispiel ambulante Wohnformen) zu stärken.

Die absolute Zahl der Beschäftigten im Bereich der Grundpflege in ambulanten Pflegediensten beziehungsweise der Pflege und Betreuung in stationären Pflegeeinrichtungen ist in den letzten Jahren gewachsen, der Anteil der in der Grundpflege beziehungsweise Pflege und Betreuung Beschäftigten (VZÄ) an allen Beschäftigten (VZÄ) in ambulanten Pflegediensten beziehungs­weise stationären Pflegeeinrichtungen ist jedoch zurückgegangen. Zudem ist die Pflegefach­kraftquote nicht nur im Freistaat Sachsen, sondern auch in Deutschland insgesamt seit 2005 gesunken. Im Vergleich zum Bundesdurchschnitt weist Sachsen jedoch noch eine relativ hohe Fachkraftquote auf.

Im Vergleich zum Bundesdurchschnitt ist die Zahl der Beschäftigten im Bereich der Grundpflege beziehungsweise Pflege und Betreuung (VZÄ) je Pflegebedürftigen (Betreuungssituation), in Sachsen in ambulanten Pflegediensten höher als in stationären Pflegeeinrichtungen. In den letzten Jahren hat sich die Betreuungssituation im Freistaat Sachsen in den ambulanten Pflege­diensten verbessert, in stationären Pflegeeinrichtungen dagegen verschlechtert. Während sich die Personalsituation (Beschäftigte in VZÄ) in der Grundpflege beziehungsweise Pflege und Betreuung sowie die Betreuungssituation in den Städten Dresden und Leipzig sowie im Vogtlandkreis recht positiv darstellt beziehungsweise entwickeln wird, ist die Situation insbesondere im Landkreis Bautzen und für die stationäre Pflege auch im Landkreis Zwickau eher kritisch zu betrachten.

Der Anteil der Beschäftigten in der Pflege, die Teilzeit arbeiten, ist bundesweit sehr hoch. Für den Freistaat Sachsen fällt die Teilzeitquote im Vergleich zum Bundesdurchschnitt in den stationären Pflegeeinrichtungen überdurchschnittlich aus, im ambulanten Bereich ist sie eher unterdurchschnittlich. Sowohl in ambulanten Pflegediensten als auch in stationären Pflege­einrichtungen ist der Anteil der Teilzeitbeschäftigten an allen Beschäftigten in Sachsen in den letzten Jahren jedoch angestiegen.

Durch den weiteren Anstieg der Zahl der Pflegebedürftigen bis 2030 wird auch der Bedarf an Pflegepersonal in Zukunft weiter zunehmen, während das Beschäftigtenpotenzial aufgrund des Rückganges der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter zurückgehen wird. Trotz der in den letzten Jahren zunehmenden Zahl der Altenpflege-Absolventen besteht damit die Gefahr, dass der Bedarf an Pflegepersonal im Freistaat Sachsen in Zukunft nicht gedeckt werden kann. Eine signifikante Reduktion der hohen Teilzeitquote beziehungsweise Schaffung vollzeitnäherer Beschäftigungsverhältnisse, familienfreundlichere Arbeitsbedingungen und das Anwerben ausländischer Fachkräfte wären Möglichkeiten, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. Aber auch Maßnahmen, um Pflegekräfte länger in ihrem Beruf zu halten, wie beispielsweise die Anpassung der Arbeits- und Ausbildungsinhalte, die Umsetzung von innovativen Modellen der Arbeitsorganisation und Arbeitszeitmodellen sowie die Verbesserung der Interessensvertretung der Pflegekräfte stellen mögliche Ansätze dar.

Es war nicht Ziel der Studie zu prüfen, inwieweit es bereits bestehende Maßnahmen zur Sicherung und Gewinnung von Pflegepersonal im Freistaat Sachsen gibt und inwiefern etwaige Ansätze erfolgreich sind. Um sinnvolle und aufeinander abgestimmte Strategien gegen den Fachkräftemangel zu entwickeln, wären weiterführende Studien auf Basis des vorliegenden Datenmaterials essentiell wichtig. Auch konnte nicht abschließend geklärt werden, inwiefern eine Teilzeitbeschäftigung unfreiwillig erfolgt oder aber doch private Gründe (zum Beispiel Pflege von Angehörigen oder Gesundheitszustand) die Pflegekräfte zur Teilzeitarbeit zwingen. Hier empfiehlt sich eine tiefergehende Studie, die Ursachen und mögliche Abhilfen analysiert.

Im Vergleich zum Bundesdurchschnitt steht Sachsen, was die Zahl der Empfänger von Hilfe zur Pflege angeht, zwar vergleichsweise gut da. Gleichwohl kam es gemessen an der Bevölkerung seit 2005 zu einem Anstieg der Zahl der Leistungsbezieher. Bis 2030 wird zudem ein deutlicher Anstieg der Zahl der Empfänger von Leistungen von Hilfe zur Pflege erwartet. Dies wird zu deutlich steigenden Nettoausgaben in den Kreisfreien Städten und Landkreisen führen. Rein zahlenmäßig sind die großen Städte Dresden und Leipzig besonders von der steigenden Zahl der Empfänger von Hilfe zur Pflege betroffen. Die Dynamik der Entwicklung der Zahl der Empfänger von Hilfe zur Pflege war in der Stadt Leipzig zwischen 2005 und 2015 deutlich ausgeprägter als in Dresden. Bis 2030 wird dagegen für Dresden eine dynamischere Entwicklung erwartet als in der Stadt Leipzig, entsprechend hoch werden in Dresden auch die durchschnittlichen Nettoausgaben für Leistungen der Hilfe zur Pflege pro Empfänger im Jahr 2030 ausfallen. Unter den Landkreisen fällt der Landkreis Görlitz, in dem die »demografische Last« zudem besonders hoch ist, mit sehr vielen Empfängern von Hilfe zur Pflege im Verhältnis zur Bevölkerung und hohen zukünftigen Ausgaben pro Empfänger auf. Um die künftigen finanziellen Belastungen der Kreisfreien Städte und Landkreise im Blick zu behalten beziehungsweise rechtzeitig darauf reagieren zu können, wird auch an dieser Stelle eine regionalisierte Betrachtung der Entwicklung der Zahl der Leistungsbeziehenden und der damit zusammenhängenden Ausgaben weiterhin unverzichtbar sein.

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