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Alkoholbedingte Mortalität und Morbidität

Alkoholbedingte Krankheiten, die vollständig auf Alkohol zurückzuführen sind, beinhalten nicht nur Diagnosen für Psychische und Verhaltensstörungen durch Alkohol, sondern diverse andere, somatische und neurologische Krankheitsbilder.240 Die Anzahl der Fälle dieser Krankheiten je 100.000 Einwohner ist zwischen den Jahren 2005 und 2015 von 485 auf 519 angestiegen, wobei in den Jahren 2009 und 2012 mit 569 beziehungsweise 568 Fällen Höchstwerte zu verzeichnen waren (Abbildung 8‑48). Positiv ist, dass im selben Zeitraum die entsprechenden Sterbefälle von 449 auf 370 zurückgingen. Die Berechnungs- und Belegungstage sind in etwa stabil geblieben, die Kosten pro Jahr sind jedoch angestiegen und beliefen sich im Jahr 2015 auf 121,5 Millionen Euro (2005: 77,7 Millionen Euro).

Abbildung 8-48: Alkoholbedingte Krankheiten: Fallzahlen je 100.000 Einwohner in Sachsen, Berechnungs- und Belegungstage in Tausend (linke Skala), Kosten pro Jahr in Millionen Euro (rechte Skala), Sachsen, 2005 bis 2015

In drei Abbildungsteilen werden die im Text kommentierten Fallzahlen alkoholbedingter Krankheitsfälle, Berechnungs- und Belegungstage sowie die Kosten pro Jahr dargestellt.

Alkoholbedingte Krankheiten beinhalten folgende Diagnosen nach ICD-10: E24.4, E52, F10, G31.2, G62.1., G72.1, I42.6, K29.2, K70, K85.2, K86.0, O35.4, P04.3, Q86.0, R78.0, T51.0, T51.9.
Quelle: GBE-Bund (Krankenhausstatistik – Diagnosedaten der Patienten und Patientinnen in Krankenhäusern, Statistisches Bundesamt, Zweigstelle Bonn, Fortschreibung des Bevölkerungsstandes, Statistisches Bundesamt), www.destatis.de (Abruf am 18.12.2017),
eigene Darstellung IFT, eigene Berechnung der Kosten: Behandlungs- und Belegungstage * Kosten je Behandlungs- und Belegungstag

Eine Personengruppe, die in besonderem Maße für Jugendschutz und Präventionsmaßnahmen prädestiniert ist, sind Jugendliche mit Alkoholintoxikation in stationärer Krankenhausbehandlung. Die absoluten Fallzahlen zeigen allerdings, dass Personen im Alter von 21 bis unter 45 Jahren (2.131 Fälle in 2015) und von 45 bis unter 65 Jahren (1.953 Fälle in 2015) am häufigsten wegen Alkoholintoxikation im Krankenhaus behandelt wurden (Abbildung 8‑49). In diesen beiden Altersgruppen sind die Fallzahlen im Zeitraum zwischen 2005 und 2015 deutlich angestiegen, während in der Altersgruppe von 15 bis unter 20 Jahren die Anzahl der Fälle tendenziell gesunken ist (2005: 838 Fälle; 2015: 769 Fälle).

Abbildung 8-49: Anzahl der Fälle mit der Diagnose Alkoholintoxikation (F10.0) in stationärer Krankenhausbehandlung, Sachsen, nach Altersgruppen, 2005 bis 2015

Die Anzahl der Diagnose Alkoholintoxikation wird in Graphen dargestellt und im Text erläutert. Zudem zeigt sich, dass bei der Altersgruppe der über 65-Jährigen innerhalb von 10 Jahren eine Verdoppelung der Fälle und damit ein leichter Anstieg auf fast 500 zu verzeichnen ist.

Diagnose nach ICD-10.
Quelle: GBE-Bund (Krankenhausstatistik – Diagnosedaten der Patienten und Patientinnen in Krankenhäusern, Statistisches Bundesamt, Zweigstelle Bonn),
eigene Darstellung IFT

Bei den Fallzahlen der Jugendlichen und Heranwachsenden zwischen 15 und unter 20 Jahren sieht man einen deutlichen Geschlechterunterschied (Abbildung 8‑50). Männliche Jugendliche wurden häufiger stationär wegen einer Alkoholintoxikation behandelt als weibliche Jugendliche. In den letzten Jahren war tendenziell eine Abnahme (2008: 559; 2015: 474), bei den weiblichen Jugendlichen hingegen eine leichte Zunahme an Fällen (2008: 279; 2015: 295) zu beobachten. In der Altersgruppe unter 15 Jahren zeigten sich bei den Fallzahlen keine Geschlechter­unterschiede.

Abbildung 8-50: Anzahl der Fälle mit der Diagnose Alkoholintoxikation (F10.0) in stationärer Krankenhausbehandlung, in den Altersgruppen unter 15 Jahre und 15 bis unter 20 Jahre, Sachsen, gesamt und nach Geschlecht, 2005, 2008, 2012 und 2015

Insgesamt hat die Anzahl der Alkoholintoxikationsfälle unter den 15- bis 20-Jährigen im Zeitverlauf von über 800 Fällen leicht abgenommen. Mit deutlich über 450 Fällen erfolgt die Diagnose bei Männern deutlich öfter als bei Frauen mit nur 300 Fällen im Jahr 2015. Bei den unter 15-Jährigen gibt es keinen offensichtlichen Unterschied zwischen den Geschlechtern, die Zahlen liegen insgesamt bei knapp über 100 Fällen.

Diagnose nach ICD-10.
Quelle: GBE-Bund (Krankenhausstatistik – Diagnosedaten der Patienten und Patientinnen in Krankenhäusern, Statistisches Bundesamt, Zweigstelle Bonn),
eigene Darstellung IFT

Neben der alkoholbedingten Morbidität sind alkoholbedingte Sterbefälle ein wesentlicher Indikator für die Notwendigkeit gesundheitsfördernder Maßnahmen. Entsprechend den deutlich höheren Konsumentenzahlen in der Allgemeinbevölkerung (Piontek et al., 2017) lag die Anzahl alkoholbedingter Sterbefälle je 100.000 Einwohner deutlich über der Anzahl drogenbedingter Sterbefälle (Abbildung 8‑51 und Abbildung 8‑52). Sachsen lag mit 5,4 alkoholbedingten Sterbefällen je 100.000 Einwohner im Jahr 2015 bei einem eher niedrigen Wert (Maximalwert: 14,6 in Bremen; Minimalwert: 4,5 in Baden-Württemberg). In Bezug auf drogenbedingte Sterbefälle wies Sachsen mit 0,6 Fällen je 100.000 Einwohner einen der niedrigsten Werte im Bundesvergleich auf (Maximalwert: 0,8 in Bremen; Minimalwert: 0,5 in Brandenburg und Thüringen).

Abbildung 8-51: Alkoholbedingte Sterbefälle je 100.000 Einwohner (altersstandardisiert), Deutschland und alle Bundesländer, 2005, 2008, 2012 und 2015

In Deutschland waren im Jahr 2015 etwa 6 alkoholbedingte Sterbefälle je 100.000 Einwohner zu verzeichnen. Die meisten Sterbefälle gab es mit über 13 im Bundesland Bremen, von 2008 auf 2012 hat die Zahl allerdings um mehr als 7 Fälle abgenommen. In Sachsen war 2015 die Zahl an Fällen mit einem Wert von etwas über 5 noch unter dem Durchschnitt der Bundesländer.

n=Absolutzahl.
Quelle: GBE-Bund (Todesursachenstatistik, Statistisches Bundesamt, Zweigstelle Bonn, Fortschreibung des Bevölkerungsstandes, Statistisches Bundesamt),
eigene Darstellung IFT

Abbildung 8-52: Drogenbedingte Sterbefälle je 100.000 Einwohner (altersstandardisiert), Deutschland und alle Bundesländer, 2005, 2008, 2012 und 2015

In Deutschland wurden 2015 circa 1,5 Fälle, in Sachsen nur 0,5 Fälle je 100.000 Einwohner verzeichnet. Die meisten Fälle gab es in Bremen.

n=Absolutzahl.
Quelle: GBE-Bund (Todesursachenstatistik, Statistisches Bundesamt, Zweigstelle Bonn, Fortschreibung des Bevölkerungsstandes, Statistisches Bundesamt, European Community Health Indicator, 14 – Drogenbedingte Sterbefälle),
eigene Darstellung IFT

 

Fußnoten

240 E24.4. Alkoholinduziertes Pseudo-Cushing-Syndrom, E52 Niazinmangel [Pellagra], F10 Psychische und Verhaltensstörungen durch Alkohol, G31.2 Degeneration des Nervensystems durch Alkohol, G62.1. Alkohol-Polyneuropathie, G72.1 Alkoholmyopathie, I42.6 Alkoholische Kardiomyopathie, K29.2 Alkoholgastritis, K70 Alkoholische Leberkrankheit, K85.2 Alkoholinduzierte akute Pankreatitis, K86.0 Alkoholinduzierte chronische Pankreatitis, O35.4 Betreuung der Mutter bei (Verdacht auf) Schädigung des Fötus durch Alkohol, P04.3 Schädigung des Fötus und Neugeborenen durch Alkoholkonsum der Mutter, Q86.0 Alkohol-Embryopathie (mit Dysmorphien), R78.0 Nachweis von Alkohol im Blut, T51.0 Toxische Wirkung: Äthanol, T51.9 Toxische Wirkung: Alkohol, nicht näher bezeichnet.

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