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Einkommen und Vermögen

Tageslohn

Der Median des Tageslohnes für Vollzeitbeschäftigte hat zwischen 2005 und 2014 für Männer um 13 Euro von 63 auf 76 Euro und für Frauen um 14 Euro von 58 auf 72 Euro zugenommen.21 Der Median des Tageslohnes für teilzeitbeschäftigte Männer ist während dieses Zeitraumes hingegen von 51 Euro um 3 Euro gesunken und für teilzeitbeschäftigte Frauen minimal von 48 Euro auf 49 Euro gestiegen (Abbildung 4-10).22 Der Median des Tageslohnes für die geringfügig Beschäftigten in Sachsen hat zwischen 2005 und 2014 von 5 Euro auf 7 Euro für Männer und auf 8 Euro für Frauen zugenommen. Der Anstieg verlief dabei ähnlich zu dem des Tageslohnes für Vollzeitbeschäftigte.

Abbildung 4-10: Tageslohn für Vollzeit- und Teilzeitbeschäftigte in Sachsen, nach Geschlecht, in Euro, 2005 bis 2014

Der Tageslohn für Vollzeitbeschäftigte ist seit 2005 gestiegen, insbesondere nach 2010. Der Tageslohn für Teilzeitbeschäftigte verlief bis 2009 weitgehend konstant, ist dann gesunken und steigt seit 2012.

Quelle: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB),
eigene Darstellung Prognos AG

In den Landkreisen und Kreisfreien Städten zeigt sich ein ähnliches Bild wie für Sachsen insgesamt. Der Median des Tageslohnes für vollzeitbeschäftigte Männer ist zwischen 2005 und 2014 von 9 Euro im Landkreis Leipzig bis 17 Euro im Landkreis Zwickau und in der Kreisfreien Stadt Dresden gestiegen. Für vollzeitbeschäftigte Frauen stieg der Median des Tageslohnes zwischen 2005 und 2014 zwischen 9 Euro im Landkreis Meißen und 20 Euro im Landkreis Görlitz an. Im Durchschnitt fiel der Anstieg des Medians des Tageslohnes für vollzeitbeschäftigte Frauen etwas stärker aus als der des Medians des Tageslohnes für Männer. Allerdings hat sich die Entlohnung für eine Vollzeittätigkeit von Frauen nur sehr langsam an die der Männer angenähert und es bleibt eine deutliche Differenz (Abbildung 4-10). Der Median verdeutlicht anschaulich die Entwicklung des mittleren Tageslohnes. Um zu präziseren Aussagen über die Spreizung der Verteilung des Tageslohnes auf regionaler Ebene zu kommen, wird zusätzlich der Tageslohn des 80. Perzentils bestimmt.23 Der Tageslohn für das 80. Perzentil lag 2014 in den meisten Landkreisen und Kreisfreien Städten für Männer höher als für Frauen (Abbildung 4-11). Ausnahmen sind der Erzgebirgskreis sowie die Landkreise Görlitz und Nordsachsen. Auffällig ist die erhebliche Differenz im Tageslohn für das 80. Perzentil zwischen den Kreisfreien Städten Dresden und Leipzig und auch Chemnitz, den Umlandregionen sowie dem Landkreis Görlitz, dem Vogtlandkreis und dem Erzgebirgskreis. Beispielsweise bestand 2014 eine Differenz im Tageslohn für das 80. Perzentil für vollzeitbeschäftigte Männer von 45 Euro zwischen der Kreisfreien Stadt Dresden und dem Erzgebirgskreis. Für das 80. Perzentil für vollzeitbeschäftigte Frauen betrug die maximale Differenz dagegen 22 Euro zwischen der Kreisfreien Stadt Leipzig und dem Vogtlandkreis. Seit 2005 hat sich die Spreizung nicht systematisch zugunsten der Kreisfreien Städte erhöht. Der Tageslohn für das 80. Perzentil stieg für vollzeitbeschäftigte Männer von 2005 bis 2014 um minimal 18 Euro im Erzgebirgskreis und um maximal 31 Euro im Landkreis Zwickau. Für vollzeitbeschäftigte Frauen erreichte der Zuwachs des Tageslohnes für das 80. Perzentil in diesem Zeitraum einen Betrag in Höhe von 15 Euro in der Kreisfreien Stadt Chemnitz bis 31 Euro im Landkreis Görlitz. Der Tageslohn des 80. Perzentils hat in den meisten Landkreisen und Kreisfreien Städten stärker zugenommen als der Median. Dies deutet auf einen Anstieg der Lohnungleichheit hin.

Abbildung 4-11: Tageslohn für vollzeitbeschäftigte Männer und Frauen in Sachsen insgesamt sowie in den Landkreisen und Kreisfreien Städten, 80. Perzentil, in Euro, 2014

Die Abbildung stellt grafisch die beschriebenen regionalen Unterschiede des Tageslohns dar.

Quelle: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB),
eigene Darstellung Prognos AG

Der geschlechtsspezifische Vergleich der Tageslöhne macht das Gehaltsgefälle zwischen Männern und Frauen in Vollzeit deutlich (Abbildung 4-12). Dieser bekannte Befund wird in Wissenschaft und Politik unter dem Stichwort »gender pay gap« diskutiert. Bemerkenswert für Sachsen ist jedoch, dass der mittlere Tageslohn der teilzeitbeschäftigten Männer unter dem mittleren Tageslohn der Frauen liegt. Wie es zu dieser Entwicklung, die seit 2010 besteht, kam und wie sie erklärt werden kann, müsste in weitergehenden Analysen untersucht werden.

Abbildung 4-12: Median des Tageslohnes für vollzeitbeschäftigte Männer (linke Abbildung) und Frauen (rechte Abbildung) in Sachsen insgesamt sowie in den Landkreisen und Kreisfreien Städten, in Euro, 2014

Die Grafik zeigt die zuvor ausgeführten geschlechterspezifischen Unterschiede.

Eine Übersichtskarte mit den Namen der Landkreise und Kreisfreien Städte ist in Teil I zu finden.

Quelle: Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB)
eigene Darstellung Prognos AG. Kartengrundlage: © GeoBasis-DE / BKG 2018.

Der Tageslohn für Vollzeitbeschäftigte hat in allen Landkreisen und Kreisfreien Städten sowohl für Jüngere als auch für Ältere gleichermaßen zugenommen. Unter den Teilzeitbeschäftigten haben vor allem die Jüngeren unter 25 Jahren von höheren Tageslöhnen profitiert. Für Teilzeitbe­schäftigte über 25 Jahren ist der Tageslohn dagegen in den Landkreisen und Kreisfreien Städten nicht oder nur geringfügig angestiegen. Für die geringfügig Beschäftigten nahm der Tageslohn in den letzten Jahren minimal zu.

Verfügbares Einkommen

Das jährliche verfügbare Einkommen je Einwohner (nominal, also nicht preisbereinigt) hat zwischen 2005 und 2014 um gut 3.000 Euro zugenommen.

Abbildung 4-13: Verfügbares Einkommen in Sachsen je Einwohner (linke Skala), in Euro, und jährliche Veränderungsrate (rechte Skala), in Prozent, 2005 bis 2014

Das verfügbare Einkommen je Einwohner stieg in Sachsen von 15.000 in 2005 auf 18.000 in 2014. Die Wachstumsrate des verfügbaren Einkommens lag in den Jahren 2012 bis 2014 eher unter 2 Prozent pro Jahr, davor häufig über 2 Prozent pro Jahr.

Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, VGR des Bundes
eigene Darstellung Prognos AG

Insbesondere in den Landkreisen Leipzig, Meißen und Bautzen hat das jährlich verfügbare Einkommen um über 3.800 Euro zugenommen (Abbildung 4-14). In den Kreisfreien Städten Leipzig und Dresden fiel die Zunahme des verfügbaren Einkommens dagegen mit weniger als 2.600 Euro relativ geringer aus.

Abbildung 4-14: Jährliche Zunahme des verfügbaren Einkommens der privaten Haushalte in Sachsen insgesamt sowie in den Landkreisen und Kreisfreien Städten, in Euro, 2005 bis 2014

Die beschriebenen regionalen Unterschiede werden in dieser Grafik dargestellt.

Eine Übersichtskarte mit den Namen der Landkreise und Kreisfreien Städte ist in Teil I zu finden.

Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, VGR des Bundes
eigene Darstellung Prognos AG. Kartengrundlage: © GeoBasis-DE / BKG 2018

Überwiegender Lebensunterhalt der Haushalte

Haushalte sind 2015 weniger häufig auf staatliche Unterstützung in Form von ALG I und ALG II angewiesen als noch 2005.24 Zwischen 2005 und 2015 ist die Zahl der Haushalte, deren Haupteinkommensbezieher seinen überwiegenden Lebensunterhalt aus Erwerbstätigkeit bestreitet, um 11 Prozent gestiegen (Abbildung 4-15). Dagegen hat die Zahl der Haushalte, deren Haupteinkommensbezieher überwiegend auf Arbeitslosenunterstützung und ähnliche Unterstützungsleistungen angewiesen ist, um 40 Prozent abgenommen.

Abbildung 4-15: Zahl der Haushalte nach überwiegendem Lebensunterhalt des Haupteinkommensbeziehers in Sachsen, 2005 bis 2015

2005 teilten sich die Haushalte wie folgt auf: circa 1.000.000 Erwerbs-/Berufstätigkeit, 250.000 Arbeitslosengeld I oder II, 800.000 Rente oder Pension, 90.000 Sonstiges. 2015 sah die Aufteilung wie folgt aus: 1.150.000 Erwerbs-/Berufstätigkeit, 150.000 Arbeitslosengeld I oder II, 800.000 Rente oder Pension, 100.000 Sonstiges.

Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, Mikrozensus
eigene Darstellung Prognos AG

Monatliche Nettoeinkommen nach Lebensform25

Das mittlere monatliche Nettoeinkommen der Alleinerziehenden ist von 2005 auf 2015 um 20 Prozent von knapp 1.300 auf rund 1.550 Euro gestiegen (Abbildung 4‑16). Noch deutlich stärker fiel der Anstieg des monatlichen Nettoeinkommens für Ehepaare mit Kindern (+34%) und für die nichtehelichen Lebensgemeinschaften mit Kindern (+40%) aus.

Abbildung 4-16: Anzahl der Lebensformen mit Kindern (Säulen, linke Skala) und jeweiliges monatliches Nettoeinkommen (Linien, rechte Skala), in Euro, nach Lebensformtyp, 2005 bis 2015

Die Anzahl der Ehepaare ist von 2005 bis 2015 von 400.000 auf 280.000 gesunken. Die Anzahl nichtehelicher Lebensgemeinschaften und Alleinerziehender blieb ungefähr gleich.

Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, Mikrozensus,
eigene Darstellung Prognos AG

Die Zahl der Lebensformen ohne Kinder hat zwischen 2005 und 2015 deutlich um über 100.000 zugenommen. Der Anstieg lässt sich im Wesentlichen auf eine Zunahme der Alleinstehenden zurückführen. Die monatlichen Nettoeinkommen der Lebensformen ohne Kinder sind für die Alleinstehenden um 24 Prozent, für die Ehepaare ohne Kinder um 23 Prozent und für die nicht­ehelichen Lebensgemeinschaften um 34 Prozent gewachsen (Abbildung 4‑17).

Insgesamt fiel der Einkommenszuwachs in den Lebensformen mit Kindern etwas stärker aus als in den Lebensformen ohne Kinder. Allerdings partizipierten die Alleinerziehenden nur unterdurchschnittlich am Einkommensanstieg der Lebensformen mit Kindern. Die zunehmende Erwerbstätigkeit von Müttern führte zu einer Zunahme von Doppelverdienerhaushalten, die wesentlich zum starken Einkommensanstieg von Familien beitrugen.

Abbildung 4-17: Anzahl der Lebensformen ohne Kinder (Säulen, linke Skala) und jeweiliges monatliches Nettoeinkommen (Linien, rechte Skala), in Euro, nach Lebensformtyp, 2005 bis 2015

Die Grafik stellt die vorangegangenen Erläuterungen zur Anzahl der Lebensformen ohne Kinder dar.

Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, Mikrozensus,
eigene Darstellung Prognos AG

Ein vergleichbares Bild der Lage und Entwicklung der Einkommenssituation der Lebensformen mit Kindern unter 18 Jahren wie in Abbildung 4-16 ergibt sich, wenn der bedarfsgewichtete Median des Nettoäquivalenzeinkommens betrachtet wird, also korrigiert um den Bedarf und die Anzahl der in einem Haushalt lebenden Personen.26 Der (absolute) Einkommenszuwachs bei den Alleinerziehenden fällt am schwächsten aus, während Paare mit Kind den größten Anstieg zwischen 2005 und 2015 aufwiesen (Abbildung 4-18). Ein Grund hierfür ist vermutlich, dass Frauen – und damit knapp 90 Prozent der Alleinerziehenden − eine in den letzten Jahren steigende Teilzeitquote hatten. Geringe Einkommenszuwächse von Teilzeitbeschäftigten (Abbildung 4-10) kommen bei Alleinerziehenden deutlich stärker zum Tragen als bei anderen Lebensformen.

Abbildung 4-18: Median des äquivalenzgewichteten monatlichen Haushaltsnettoeinkommens für ausgewählte Lebensformen in Euro, 2005 und Zuwachs von 2005 auf 2015

Der Zuwachs des äquivalenzgewichteten monatlichen Haushaltsnettoeinkommens betrug von 2005 bis 2015 für die Haushalte insgesamt 300 Euro, für Alleinerziehende 200 Euro, für Paare mit Kind 400 Euro und für Haushalte ohne Kind 270 Euro.

Quelle: IT.NRW, Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, Mikrozensus,
eigene Darstellung Prognos AG

 

Fußnoten

21 Daten zum Tageslohn stammen vom Forschungsdatenzentrum (FDZ) des IAB und wurden von Prof. Dr. Steffen Müller, Mitglied des wissenschaftlichen Beirates zur Begleitung der Sozialberichterstattung Sachsen, ausgewertet und zur Verfügung gestellt. Datengrundlage hierfür ist die vom FDZ zur Verfügung gestellte Stichprobe der Integrierten Arbeitsmarktbiografien (SIAB) für den Zeitraum von 1975–2014. Für die Sozialberichterstattung (SBE) wurden nur Lohnbezieher im Zeitraum von 2005–2014 betrachtet. Siehe hierzu den FDZ Datenreport IAB FDZ Datenreport 04/2016 von Antoni et al. (2016). Daten zum Tageslohn liegen in nominaler Form, also nicht preisbereinigt, vor.

22 Der Tageslohn sagt nichts über die Arbeitszeit der Erwerbstätigen aus. Insbesondere für Teilzeitbeschäftigte und geringfügig Beschäftigte sind Unterschiede in den Arbeitszeiten zu vermuten, die für Differenzen im Tageslohn für Teilzeitbeschäftigte verantwortlich sein können. Für Vollzeitbeschäftigte ist dieses Problem deutlich weniger relevant.

23 Der Lohn am 80. Perzentil zeigt an, dass 80 Prozent der Lohnbezieher weniger als diesen Tageslohn verdienen.

24 Neben ALG I und II sind hier Sozialgeld, laufende Hilfe zum Lebensunterhalt, Grundsicherung im Alter oder bei Erwerbsminderung und andere Hilfen in besonderen Lebenslagen berücksichtigt.

25 Im Mikrozensus können die Begriffe Haushalte und Lebensformen in der Regel nicht synonym gebraucht werden, da ein Haushalt aus mehreren Lebensformen bestehen kann. Eine Lebensform mit Kindern ist eine Familie.

26 Das Äquivalenzeinkommen ist ein gewichtetes Pro-Kopf-Einkommen. Es wird ermittelt, indem das Haushaltsnettoeinkommen durch die Summe der Bedarfsgewichte der im Haushalt lebenden Personen dividiert wird. Nach EU-Standard wird zur Bedarfsgewichtung die neue OECD-Skala verwendet. Danach wird der ersten erwachsenen Person im Haushalt das Bedarfsgewicht 1 zugeordnet, für die weiteren Haushaltsmitglieder werden Gewichte von < 1 eingesetzt (0,5 für weitere Personen im Alter von 14 und mehr Jahren und 0,3 für jedes Kind im Alter von unter 14 Jahren), weil angenommen wird, dass sich durch gemeinsames Wirtschaften Einsparungen erreichen lassen.

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