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Entwicklung der Zahl der Pflegebedürftigen nach Versorgungsformen und Leistungsarten zwischen 2005 und 2015

Entwicklung der Zahl der Pflegebedürftigen nach Versorgungsformen – regionaler Vergleich

Bei Vorliegen einer Pflegebedürftigkeit können Pflegebedürftige entweder ambulant oder stationär versorgt werden. Für die ambulante Versorgung kann zum einen ausschließlich Pflegegeld bezogen und die ambulante Versorgung durch informelle Pflegepersonen über­nommen werden. Zum anderen kann die ambulante Versorgung auch ausschließlich durch die Inanspruchnahme von Sachleistungen ambulanter Pflegedienste erfolgen. Möglich ist zudem eine Kombination von Pflegegeld und Sachleistungen ambulanter Pflegedienste, das heißt ein Mix aus informeller und formeller Versorgung. Die stationäre Versorgung Pflegebedürftiger findet in stationären Pflegeeinrichtungen statt.

An der professionellen Versorgung Pflegebedürftiger sind zum einen ambulante Pflegedienste und zum anderen stationäre Pflegeeinrichtungen beteiligt. Im Freistaat Sachsen hat sich die Zahl der durch ambulante Pflegedienste betreuten Pflegebedürftigen zwischen 2005 und 2015 deutlich stärker erhöht (+58,5%) als die Zahl der stationär versorgten Pflegebedürftigen (+35,5%). Im Jahr 2015 wurden je 100.000 Einwohner 1.215 Pflegebedürftige durch ambulante Pflegedienste und 1.324 Pflegebedürftige in stationären Pflegeeinrichtungen betreut. Nur in Mecklenburg-Vorpommern wurden 2015 (1.340 Pflegebedürftige je 100.000 Einwohner) noch mehr Pflegebedürftige durch ambulante Pflegedienste betreut als im Freistaat Sachsen.

Wie Abbildung 7‑12 zeigt besteht der Trend zur Ambulantisierung auch in Gesamtdeutschland sowie den alten und neuen Bundesländern insgesamt. Der Zuwachs bei der Versorgung durch ambulante Pflegedienste ist im Freistaat Sachsen jedoch im Vergleich überdurchschnittlich hoch ausgefallen.

Abbildung 7-12: Zuwachs von durch ambulante Pflegedienste beziehungsweise in stationären Pflegeeinrichtungen betreuten Pflegebedürftigen in Sachsen, Gesamtdeutschland sowie den neuen Bundesländern (Ostdeutschland) und alten Bundesländern (Westdeutschland), in Prozent, 2005 bis 2015

Die Zahl der Pflegebedürftigen in ambulanter Pflege nahm von 2005 bis 2015 in Sachsen um rund 59 Prozent, in Ostdeutschland um rund 51 Prozent, in Westdeutschland um rund 45 Prozent und in Gesamtdeutschland um rund 47 Prozent zu. Die Zahl Pflegebedürftiger in stationärer Pflege stieg im selben Zeitraum in Sachsen und Ostdeutschland um rund 36 Prozent, in Westdeutschland um rund 24 Prozent und in Gesamtdeutschland um rund 27 Prozent.

Bei der Unterscheidung nach alten und neuen Bundesländern wurde Berlin zu den neuen Bundesländern gezählt.
Quelle: Statistisches Bundesamt, Pflegestatistik,
eigene Darstellung Prognos AG

Entwicklung der Zahl der häuslich betreuten Pflegebedürftigen

Im Jahr 2015 wurden im Freistaat Sachsen 117.677 Pflegebedürftige häuslich betreut (Tabelle 7‑4). Die häuslich betreuten Pflegebedürftigen sind in allen Kreisfreien Städten und Landkreisen mehrheitlich weiblich. Für Sachsen betrug der Anteil der weiblichen, häuslich betreuten Pflegebedürftigen im Jahr 2015 61,6 Prozent. Am geringsten ist dieser Anteil in der Stadt Dresden (60,0%), am höchsten im Landkreis Zwickau (63,0%).

Tabelle 7‑4: Anzahl der häuslich betreuten Pflegebedürftigen in Sachsen insgesamt sowie in den Landkreisen und Kreisfreien Städten, nach Geschlecht, 2015
  insgesamt männlich weiblich
Sachsen 117.677 45.177 72.500
Chemnitz, Stadt 6.856 2.648 4.208
Erzgebirgskreis 12.022 4.595 7.427
Mittelsachsen 9.222 3.593 5.629
Vogtlandkreis 5.466 2.112 3.354
Zwickau 9.893 3.664 6.229
Dresden, Stadt 12.078 4.832 7.246
Bautzen 10.541 3.983 6.558
Görlitz 10.825 3.989 6.836
Meißen 8.297 3.175 5.122
Sächsische Schweiz-Osterzgebirge 7.122 2.674 4.448
Leipzig, Stadt 12.126 4.782 7.344
Leipzig 6.987 2.719 4.268
Nordsachsen 6.242 2.411 3.831

Quelle: Statistisches Bundesamt, Pflegestatistik,
eigene Darstellung Prognos AG

Der Anteil häuslich, das heißt ambulant betreuter Pflegebedürftiger an allen Pflegebedürftigen im Freistaat Sachsen lag 2015 bei 70,6 Prozent (Tabelle 7‑5). Dabei wurden männliche Pflege­bedürftige (77,0%) deutlich häufiger häuslich betreut als weibliche Pflegebedürftige (67,1%). Im Vogtlandkreis war der Anteil häuslich betreuter Pflegebedürftiger an allen Pflegebedürftigen im Jahr 2015 insgesamt am geringsten (64,0%), im Landkreis Meißen (76,1%) dagegen am höchsten.

Im Vergleich zu Deutschland (72,6%), den alten (72,2%) und neuen Bundesländern insgesamt (73,9%) fällt der Anteil der häuslich betreuten Pflegebedürftigen an allen Pflegebedürftigen im Freistaat Sachsen relativ gering aus.

Tabelle 7‑5: Anteil der häuslich betreuten Pflegebedürftigen an allen Pflegebedürftigen in Sachsen insgesamt sowie in den Landkreisen und Kreisfreien Städten, nach Geschlecht, in Prozent, 2015
  insgesamt männlich weiblich
Sachsen 70,6 77,0 67,1
Chemnitz, Stadt 68,1 75,7 64,0
Erzgebirgskreis 74,4 79,7 71,4
Mittelsachsen 70,1 76,8 66,5
Vogtlandkreis 64,0 71,0 60,2
Zwickau 68,7 75,1 65,5
Dresden, Stadt 68,2 75,7 64,0
Bautzen 73,7 79,1 70,8
Görlitz 74,5 80,8 71,3
Meißen 76,1 82,9 72,4
Sächsische Schweiz-Osterzgebirge 68,3 75,0 64,8
Leipzig, Stadt 67,1 72,7 63,8
Leipzig 70,1 76,4 66,5
Nordsachsen 73,0 79,7 69,4

Quelle: Statistisches Bundesamt, Pflegestatistik,
eigene Darstellung Prognos AG

Der Anteil häuslich betreuter Pflegebedürftiger an allen Pflegebedürftigen im Freistaat Sachsen ist zwischen 2005 und 2015 um 5,8 Prozentpunkte angestiegen. Im Vergleich zu den neuen Bundesländern (+4,8 Prozentpunkte) insgesamt fiel dieser Zuwachs überdurchschnittlich aus. In Deutschland (+6,5 Prozentpunkte) und den alten Bundesländern (+7,0 Prozentpunkte) war der Zuwachs jedoch deutlich höher als im Freistaat Sachsen.

Abbildung 7‑13 veranschaulicht, dass der Zuwachs innerhalb des Freistaates Sachsen in der Kreisfreien Stadt Dresden (Anstieg um 19,4 Prozentpunkte auf einen Anteil von 68,2%) und im Landkreis Bautzen (Anstieg um 14,3 Prozentpunkte auf einen Anteil von 73,3%) besonders hoch ausfiel. Im Vogtlandkreis (Rückgang um 5,9 Prozentpunkte auf einen Anteil von 64,0%) und im Landkreis Zwickau (Rückgang um 3,2 Prozentpunkte auf einen Anteil von 68,7%) kam es dagegen zu einem Rückgang des Anteiles.

Abbildung 7-13: Veränderung des Anteiles häuslich betreuter Pflegebedürftiger an allen Pflegebedürftigen in Sachsen insgesamt sowie in den Landkreisen und Kreisfreien Städten, in Prozentpunkten, 2015 gegenüber 2005

Die Grafik zeigt die beschriebenen regionalen Veränderungen.

Eine Übersichtskarte mit den Namen der Landkreise und Kreisfreien Städte ist in Teil I zu finden.
Quelle: Statistisches Bundesamt, Pflegestatistik,
eigene Darstellung Prognos AG. Kartengrundlage: © GeoBasis-DE / BKG 2018

Tabelle 7‑6 gibt einen Überblick über die geschlechtsspezifischen Veränderungen des Anteiles der häuslich betreuten Pflegebedürftigen an allen Pflegebedürftigen in den Kreisfreien Städten und Landkreisen im Freistaat Sachsen. Insgesamt fiel der Zuwachs des Anteiles bei den Frauen (+4,3 Prozentpunkte) im Freistaat Sachsen zwischen 2005 und 2015 deutlich höher aus als bei den Männern (+1,6 Prozentpunkte). Besonders hoch war der Anstieg des Anteiles bei den Frauen in der Stadt Dresden (+12,7 Prozentpunkte) und im Landkreis Bautzen (+10,7 Prozentpunkte).

Tabelle 7‑6: Veränderung des Anteiles der häuslich betreuten Pflegebedürftigen an allen Pflegebedürftigen in Sachsen insgesamt sowie in den Landkreisen und Kreisfreien Städten, nach Geschlecht, in Prozentpunkten, 2015 gegenüber 2005
  insgesamt männlich weiblich
Sachsen 3,9 1,6 4,3
Chemnitz, Stadt 1,5 -0,7 1,6
Erzgebirgskreis 0,7 0,9 0,1
Mittelsachsen 2,3 0,9 2,5
Vogtlandkreis -4,0 -4,4 -4,6
Zwickau -2,3 -2,3 -2,8
Dresden, Stadt 11,1 5,1 12,7
Bautzen 9,2 5,6 10,7
Görlitz 6,7 4,9 7,0
Meißen 8,9 5,3 9,9
Sächsische Schweiz-Osterzgebirge 7,7 4,3 8,6
Leipzig, Stadt 5,8 2,0 6,5
Leipzig 0,2 -3,2 1,2
Nordsachsen 3,9 1,9 4,3

Quelle: Statistisches Bundesamt, Pflegestatistik,
eigene Darstellung Prognos AG

Im Jahr 2015 haben im Freistaat Sachsen 49.618 häuslich betreute Pflegebedürftige ambulante Sachleistungen bezogen (Tabelle 7‑7), darunter mehrheitlich Frauen (68,4%). Am geringsten war der Frauenanteil innerhalb des Freistaates in der Stadt Dresden und im Landkreis Bautzen (jeweils 67,1%), am höchsten im Landkreis Zwickau (70,1%).

Tabelle 7‑7: Anzahl der häuslich betreuten Pflegebedürftigen, die ambulante Sachleistungen beziehen, in Sachsen insgesamt sowie in den Landkreisen und Kreisfreien Städten, nach Geschlecht, 2015
  insgesamt männlich weiblich
Sachsen 49.618 15.686 33.932
Chemnitz, Stadt 2.800 900 1.900
Erzgebirgskreis 5.483 1.709 3.774
Mittelsachsen 4.050 1.279 2.771
Vogtlandkreis 2.616 818 1.798
Zwickau 4.460 1.332 3.128
Dresden, Stadt 4.653 1.532 3.121
Bautzen 3.900 1.285 2.615
Görlitz 4.657 1.428 3.229
Meißen 3.490 1.102 2.388
Sächsische Schweiz-Osterzgebirge 2.875 890 1.985
Leipzig, Stadt 5.330 1.741 3.589
Leipzig 2.868 887 1.981
Nordsachsen 2.436 783 1.653

Quelle: Statistisches Bundesamt, Pflegestatistik,
eigene Darstellung Prognos AG

Der Anteil der häuslich betreuten Pflegebedürftigen, die ambulante Sachleistungen beziehen (entweder ausschließlich oder in Kombination mit dem Pflegegeld), an allen Pflegebedürftigen im Freistaat Sachsen lag 2015 bei 42,2 Prozent. Im Vergleich zu Deutschland (36,4%), den alten (39,1%) und neuen Bundesländern (36,8%) ist dieser Anteil relativ hoch.

Innerhalb des Freistaates Sachsen war der Anteil der häuslich betreuten Pflegebedürftigen, die ambulante Sachleistungen beziehen, im Landkreis Bautzen (37,0%) und in der Stadt Dresden (38,5%) am geringsten, im Vogtlandkreis (47,9%) am höchsten (Tabelle 7‑8).

Dabei fällt auf, dass weibliche Pflegebedürftige, die häuslich betreut wurden (46,8%), deutlich häufiger ambulante Sachleistungen bezogen haben als männliche Pflegebedürftige, die häuslich betreut wurden (34,7%). Besonders hoch fiel der Anteil bei den weiblichen Pflegebedürftigen im Vogtlandkreis (53,6%) aus. Im Landkreis Bautzen lag der Anteil dagegen lediglich bei 39,9 Prozent.

Tabelle 7‑8: Anteil der ambulanten Sachleistungsbeziehenden an allen häuslichen Pflegeleistungsbeziehenden in Sachsen insgesamt sowie in den Landkreisen und Kreisfreien Städten, nach Geschlecht, in Prozent, 2015
  insgesamt männlich weiblich
Sachsen 42,2 34,7 46,8
Chemnitz, Stadt 40,8 34,0 45,2
Erzgebirgskreis 45,6 37,2 50,8
Mittelsachsen 43,9 35,6 49,2
Vogtlandkreis 47,9 38,7 53,6
Zwickau 45,1 36,4 50,2
Dresden, Stadt 38,5 31,7 43,1
Bautzen 37,0 32,3 39,9
Görlitz 43,0 35,8 47,2
Meißen 42,1 34,7 46,6
Sächsische Schweiz-Osterzgebirge 40,4 33,3 44,6
Leipzig, Stadt 44,0 36,4 48,9
Leipzig 41,0 32,6 46,4
Nordsachsen 39,0 32,5 43,1

Quelle: Statistisches Bundesamt, Pflegestatistik,
eigene Darstellung Prognos AG

Der Anteil häuslich betreuter Pflegebedürftiger, die ambulante Sachleistungen beziehen, an allen Pflegebedürftigen im Freistaat Sachsen ist zwischen 2005 und 2015 um 7,9 Prozentpunkte angestiegen (Abbildung 7‑14). Im Vergleich zu Deutschland (+2,5 Prozentpunkte) ist dieser Zuwachs deutlich überdurchschnittlich. Innerhalb des Freistaates Sachsen fiel der Zuwachs im Landkreis Bautzen (+19,0 Prozentpunkte), ausgehend von einem deutlich unterdurch­schnittlichen Anteil im Jahr 2005, besonders hoch aus. In Dresden (-6,8 Prozent­punkte) kam es dagegen, ausgehend von einem überdurchschnittlichen Anteil im Jahr 2005, zu einem Rückgang des Anteiles.

Abbildung 7-14: Veränderung des Anteiles ambulanter Sachleistungsbeziehender an allen häuslichen Pflegeleistungsbeziehenden in Sachsen insgesamt sowie in den Landkreisen und Kreisfreien Städten, in Prozentpunkten, 2015 gegenüber 2005

Die Grafik zeigt die beschriebenen regionalen Veränderungen.

Eine Übersichtskarte mit den Namen der Landkreise und Kreisfreien Städte ist in Teil I zu finden.
Quelle: Statistisches Bundesamt, Pflegestatistik,
eigene Darstellung Prognos AG. Kartengrundlage: © GeoBasis-DE / BKG 2018

Tabelle 7‑9 gibt einen Überblick über die geschlechtsspezifischen Veränderungen des Anteiles der ambulanten Sachleistungsbezieher an allen häuslichen Pflegeleistungsbeziehern in den Kreisfreien Städten und Landkreisen im Freistaat Sachsen. Insgesamt fiel der Zuwachs des Anteiles bei den Männern (+5,8 Prozentpunkte) im Freistaat Sachsen zwischen 2005 und 2015 deutlich höher aus als bei den Frauen (+2,2 Prozentpunkte). Zu einem deutlichen Rückgang des Anteiles bei den Frauen kam es in der Stadt Dresden (-5,3%).

Tabelle 7‑9: Veränderung des Anteiles der ambulanten Sachleistungsbeziehenden an allen häuslichen Pflegeleistungsbeziehenden in Sachsen insgesamt sowie in den Landkreisen und Kreisfreien Städten, nach Geschlecht, in Prozentpunkten, 2015 gegenüber 2005
  insgesamt männlich weiblich
Sachsen 3,1 5,8 2,2
Chemnitz, Stadt 0,6 3,5 -0,1
Erzgebirgskreis 6,3 7,6 6,5
Mittelsachsen 1,5 2,6 1,5
Vogtlandkreis 6,1 8,6 5,9
Zwickau 5,5 7,0 5,7
Dresden, Stadt -2,8 2,3 -5,3
Bautzen 5,9 8,9 4,3
Görlitz 4,2 6,9 3,3
Meißen 2,9 5,0 2,0
Sächsische Schweiz-Osterzgebirge 0,4 3,7 -1,1
Leipzig, Stadt 4,3 9,2 2,5
Leipzig 3,7 4,7 3,7
Nordsachsen 3,6 6,7 2,4

Quelle: Statistisches Bundesamt, Pflegestatistik,
eigene Darstellung Prognos AG

Entwicklung der Zahl der Pflegebedürftigen nach Leistungsarten

Diejenigen Pflegebedürftigen im Freistaat Sachsen, die im Jahr 2015 eine eingeschränkte Alltagskompetenz aufwiesen und einer Pflegestufe zugeordnet waren, wurden in 48,8 Prozent der Fälle stationär versorgt (Abbildung 7‑15). Unter allen Personen mit einer eingeschränkten Alltagskompetenz (mit und ohne Pflegestufe), die stationär versorgt wurden, machten die Personen ohne eine Pflegestufe (Pflegestufe 0) nur einen Anteil von 0,4 Prozent aus − diese beziehen in 68,8 Prozent der Fälle ausschließlich Pflegegeld.

Abbildung 7-15: Anteile der in Anspruch genommenen Leistungsarten bei Personen mit einer eingeschränkten Alltagskompetenz in Sachsen, die einer Pflegestufe zugeordnet sind, in Prozent, 2015

Je rund 40 Prozent der Männer mit eingeschränkter Alltagskompetenz nahmen Pflegegeld und stationäre Pflege in Anspruch. Rund 23 Prozent wurden durch ambulante Pflege versorgt. Rund die Hälfte der Frauen mit eingeschränkter Alltagskompetenz wird stationär versorgt, ambulante und stationäre Pflege werden mit rund 25 bzw. 21 Prozent in Anspruch genommen.

Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, Pflegestatistik,
eigene Darstellung Prognos AG

Im Freistaat Sachsen wird professionelle Pflege durch ambulante Pflegedienste und stationäre Pflegeeinrichtungen im Vergleich zum Bundesdurchschnitt überdurchschnittlich oft genutzt. Der Anteil der Pflegebedürftigen, die ausschließlich Pflegegeld beziehen, fällt im Freistaat Sachsen mit einem Anteil von 40,8 Prozent unterdurchschnittlich aus. Im Bundesdurchschnitt beträgt der Anteil 48,8 Prozent. Aus Abbildung 7‑16 wird ersichtlich, dass der Anteil der Pflegebedürftigen, die ausschließlich Pflegegeld in Anspruch nehmen, im Jahr 2015 im Landkreis Bautzen (46,4%) am höchsten war. Im Vogtlandkreis dagegen war dieser Anteil am geringsten (33,4%).

Abbildung 7-16: Anteile der von den Pflegebedürftigen in Anspruch genommenen Leistungsarten in Sachsen insgesamt sowie in den Landkreisen und Kreisfreien Städten, in Prozent, 2015 (aufsteigend nach Anteil »ausschließlich Pflegegeld«)

Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, Pflegestatistik,
eigene Darstellung Prognos AG

Abbildung 7‑17 veranschaulicht die Unterschiede in der Altersstruktur der Pflegeleistungs­empfänger im Freistaat Sachsen über die vier Leistungsarten. Die Pflegebedürftigen, die ausschließlich Pflegegeld in Anspruch nehmen, sind im Durchschnitt deutlich jünger als die Bezieher der sonstigen Leistungsarten. Am höchsten ist der Altersdurchschnitt bei Inanspruch­nahme von Leistungen der stationären Pflege. Dieses Ergebnis ist nicht weiter überraschend und zeigt sich auch in den bundesweiten Ergebnissen der Pflegestatistik, da mit zunehmendem Alter der Pflegebedürftigen auch der Bedarf an professioneller Hilfe steigt (Statistisches Bundesamt, 2017a).

Abbildung 7-17: Anteile der (relevanten) Altersgruppen von Pflegeleistungsempfängern an allen Leistungsarten in Sachsen, in Prozent, 2015

Die Grafik zeigt die beschriebene Verteilung der Pflegeleistungsarten nach Altersgruppen.

Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, Pflegestatistik,
eigene Darstellung Prognos AG

Wirkungsanalyse I: Einfluss unterschiedlicher demografischer Faktoren auf die Inanspruch­nahme stationärer Pflegeleistungen

Neben dem Alter der Pflegebedürftigen gibt es noch weitere Merkmale, die die Wahl der Leistungsart beeinflussen. So werden im Folgenden der Einfluss der durchschnittlichen Haushaltsgröße und der Einwohnerdichte auf die Wahl der Leistungsart untersucht. Für die Wirkungsanalyse werden die Ergebnisse der Landkreise und Kreisfreien Städte in einer zweidimensionalen Grafik dargestellt und der Wirkzusammenhang über ein Streudiagramm192 abgebildet.193

Für die Wahl der Leistungsart ist unter anderem die Haushaltsgröße der pflegebedürftigen Person von Bedeutung. So weisen verschiedene Untersuchungen darauf hin, dass die Wahrscheinlichkeit der informellen Pflege durch Angehörige deutlich höher ist, wenn die pflegebedürftige Person in einem großen Haushalt mit vielen Angehörigen lebt (siehe beispielsweise Hackmann und Moog, 2010). Leben hingegen weniger Personen im Haushalt des Pflegebedürftigen, so sinkt die Wahrscheinlichkeit eines informellen Pflegesettings und diese Pflegebedürftigen ziehen deutlich häufiger in eine stationäre Einrichtung um. Die Analyse der Kreisergebnisse für Sachsen bestätigt an dieser Stelle diesen vermuteten Zusammenhang (Abbildung 7‑18). Demnach besteht zwischen der durchschnittlichen Haushaltsgröße194 und der Wahrscheinlichkeit der Inanspruchnahme von stationären Pflegeleistungen ein negativer Zusammenhang.

Abbildung 7-18: Einfluss der durchschnittlichen Haushaltsgröße (x-Achse, in Personen je Haushalt) auf den Anteil der Inanspruchnahme stationärer Leistungen an allen Leistungsarten (y-Achse, in Prozent) in den Landkreisen und Kreisfreien Städten in Sachsen, 2014/2015

Mit steigender Haushaltsgröße nimmt der Anteil der Inanspruchnahme stationärer Leistungen ab. Eine Ausnahme stellt der Vogtlandkreis mit größeren Haushalten sowie der höchsten Inanspruchnahme stationärer Pflege dar.

Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, Pflegestatistik, BBSR und BBR (2017), INKAR,
eigene Darstellung Prognos AG

Weiterhin zeigt sich, dass pflegebedürftige Personen möglichst wohnortnah versorgt werden und am liebsten gar nicht umziehen wollen. Die Untersuchung von Prognos (2016) im Auftrag der Bertelsmann Stiftung macht in diesem Zusammenhang deutlich, dass die Dichte von stationären Pflegeeinrichtungen mit der Bevölkerungsdichte195 korreliert ist. Insofern sollte eine höhere Einwohnerdichte im Umkehrschluss zu einer höheren Inanspruchnahme von stationären Pflegeleistungen führen. Die Auswertungen zur Korrelation der Einwohnerdichte und der Inanspruchnahme von stationären Pflegeleistungen weisen für die Landkreise und Kreisfreien Städte in Sachsen auf den beschriebenen positiven Zusammenhang hin (Abbildung 7‑19).

Abbildung 7-19: Einfluss der Einwohnerdichte (x-Achse, Einwohner je km2) auf den Anteil der Inanspruchnahme stationärer Leistungen an allen Leistungsarten (y-Achse, in Prozent) in den Landkreisen und Kreisfreien Städten in Sachsen, 2014/2015

Sachsens Landkreise mit bis zu 400 Einwohner je Quadratkilometern weisen eine niedrigere Inanspruchnahme stationärer Pflege auf als die dichter bevölkerten Städte Chemnitz, Dresden und Leipzig. Der Vogtlandkreis stellt mit der höchsten Inanspruchnahme der stationären Pflege und einer geringeren Bevölkerungsdichte die Ausnahme dar.

Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, Pflegestatistik, BBSR und BBR (2017), INKAR,
eigene Darstellung Prognos AG

Neben den hier dargestellten Wirkzusammenhängen finden sich in der Fachliteratur Hinweise auf einen negativen (beziehungsweise positiven) Zusammenhang der Erwerbsbeteiligung von Frauen und der informellen (beziehungsweise stationären) Pflege (siehe beispielsweise Hackmann und Moog, 2010). Diese These begründet sich durch die Tatsache, dass die informelle Pflege zum größten Teil von Frauen (insbesondere der Partnerin oder der Tochter einer pflegebedürftigen Person) übernommen wird. Sind diese berufstätig, so erhöht dies die Wahr­scheinlichkeit einer professionellen Versorgung im Heim. Für die Landkreise und Kreisfreien Städte in Sachsen konnte für diese These ebenfalls der genannte Zusammenhang festgestellt werden.196

Entwicklung der Verteilung der Pflegebedürftigen nach Leistungsarten

Bei der Betrachtung der Inanspruchnahme der unterschiedlichen Leistungsarten fällt auf, dass es im Freistaat Sachsen zwischen 2005 und 2015 zu einer massiven Verschiebung in Richtung der Inanspruchnahme von Kombinationsleistungen gekommen ist. Der Anteil der Kombinations­leistungen ist in diesem Zeitraum um 376,9 Prozent angestiegen. Dies entspricht einem abso­luten Anstieg der Inanspruchnahme durch 5.416 Leistungsempfänger im Jahr 2005 auf 25.831 Leistungsempfänger im Jahr 2015. Damit stieg der Anteil der Leistungsempfänger, die Kombinationsleistungen in Anspruch nehmen, von 2005 bis 2015 von 4,5 Prozent auf 15,5 Prozent. In Gesamtdeutschland betrug der Zuwachs bei den Kombinationsleistungen im gleichen Beobachtungszeitraum lediglich 38,7 Prozent. Bei näherer Betrachtung der Entwicklung der Inanspruchnahme von Kombinationsleistungen im Freistaat Sachsen fällt auf, dass es in der Zeitreihe zwischen 2005 und 2015 immer wieder größere Datensprünge gab.197 Besonders auffällig sind die Datensprünge zwischen 2005 und 2007 (+122,6%) und zwischen 2013 und 2015 (+42,1%). Hinter den Datensprüngen liegen keine sachsenspezifischen Veränderungen der Rahmenbedingungen. Vermuten könnte man auch, dass für den Anstieg der Inanspruchnahme beispielsweise das Pflegeweiterentwicklungsgesetz aus dem Jahr 2008 verantwortlich gewesen sein könnte. Dagegen spricht, dass die größten Datensprünge eben nicht in diesem Zeitraum stattgefunden haben.198 Eine mögliche Erklärung für den massiven Zuwachs bei den Kombinationsleistungen könnte die demografische Entwicklung sein. Der Zuwachs der männlichen Pflegebedürftigen (Männerjahrgänge, die nicht im Krieg waren) war in den letzten Jahren sehr groß. Diese Pflegebedürftigen sind meist verheiratet und können das Modell der Kombinationsleistungen verstärkt nutzen. Eine weitere Erklärung für den Anstieg der Inanspruchnahme der Kombinationsleistungen könnte in der fast vollständigen Auslastung der stationären Pflegeeinrichtungen liegen (Abbildung 7‑22). Es wäre denkbar, dass die Pflege­bedürftigen aufgrund nicht ausreichend verfügbarer Plätze in stationären Pflegeeinrichtungen auf die Inanspruchnahme von Kombinationsleistungen ausweichen. Der Einfluss der Auslastungs­quoten der stationären Einrichtungen im Freistaat Sachsen auf die Inanspruchnahme von Kombinationsleistungen wird in Abbildung 7‑25 untersucht.

Abbildung 7‑20 veranschaulicht die Verschiebung zwischen den Leistungsarten zwischen 2005 und 2015. Auch hier wird die massive Verschiebung hin zu Kombinationsleistungen deutlich; ihr Anteil ist innerhalb der Leistungsarten zwischen 2005 und 2015 um 11,0 Prozentpunkte auf 15,5 Prozent angestiegen. Während der Anteil der Pflegebedürftigen, die stationär versorgt werden beziehungsweise ausschließlich Sachleistungen in Anspruch nehmen zwischen 2005 und 2015 gesunken ist, ist der Anteil der Pflegebedürftigen, die ausschließlich Pflegegeld in Anspruch nehmen, über die Zeit weitgehend konstant geblieben.

Abbildung 7-20: Entwicklung der Anteile der Pflegeleistungsempfänger an allen Leistungsarten in Sachsen, in Prozent, 2005 bis 2015

Der Anteil der Empfänger, die ausschließlich Pflegegeld erhalten, blieb von 2005 bis 2015 bei einem Anteil von circa 40 Prozent. Während der Anteil der Kombination aus Pflegegeld und ambulanter Pflegedienste stieg, sank der Anteil der ambulanten und stationären Pflege.

Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, Pflegestatistik,
eigene Darstellung Prognos AG

Entwicklung der in stationären Einrichtungen betreuten Pflegebedürftigen

Innerhalb der stationären Versorgung in Pflegeeinrichtungen sind die vollstationäre Dauerpflege, die Tages- und Nachtpflege (teilstationäre Pflege) sowie die vollstationäre Kurzzeitpflege zu unterscheiden. Im Jahr 2015 wurden 54.091 Pflegebedürftige im Freistaat Sachsen in stationären Einrichtungen betreut. 88,5 Prozent davon in Pflegeeinrichtungen der vollstationären Dauer­pflege, 9,2 Prozent in der Tages- und Nachtpflege und 2,1 Prozent in der vollstationären Kurzzeitpflege. Tabelle 7‑10 zeigt, dass die Anteile der Versorgungsarten zwischen den Kreis­freien Städten und Landkreisen teils deutlich variieren. So ist der Anteil der Pflegebedürftigen, die im Jahr 2015 in Pflegeeinrichtungen der vollstationären Dauerpflege versorgt wurden, im Vogtlandkreis (93,3%) am höchsten. In den Landkreisen Meißen (81,4%) und Bautzen (83,1%) sind die Anteile dagegen im Vergleich zu den anderen Kreisfreien Städten und Landkreisen auffällig gering. Im Landkreis Meißen (16,4%) ist dafür der Anteil der in Einrichtungen der Tages- und Nachtpflege versorgten Pflegebedürftigen mit Abstand am höchsten. Im Landkreis Bautzen (6,3%) gilt dasselbe für die in Einrichtungen der vollstationären Kurzzeitpflege betreuten Pflegebedürftigen.

Tabelle 7‑10: Anzahl der in stationären Pflegeeinrichtungen betreuten Pflegebedürftigen nach Versorgungsart in Sachsen insgesamt sowie in den Landkreisen und Kreisfreien Städten, 2015 sowie Anteile der Versorgungsarten an der stationären Pflege, in Prozent, 2015
  Anzahl Anteile an der stationären Pflege insgesamt in Prozent
stationäre Pflege insgesamt vollstationäre Dauerpflege Tages- und Nachtpflege vollstationäre Kurzzeitpflege vollstationäre Dauerpflege Tages- und Nachtpflege vollstationäre Kurzzeitpflege
Sachsen 54.091 47.861 4.976 1.254 88,5 9,2 2,3
Chemnitz, Stadt 3.472 3.106 261 105 89,5 7,5 3,0
Erzgebirgskreis 4.481 4.067 335 79 90,8 7,5 1,8
Mittelsachsen 4.328 3.815 399 114 88,1 9,2 2,6
Vogtlandkreis 3.277 3.058 198 21 93,3 6,0 0,6
Zwickau 5.031 4.412 528 91 87,7 10,5 1,8
Dresden, Stadt 6.102 5.472 476 154 89,7 7,8 2,5
Bautzen 4.206 3.496 447 263 83,1 10,6 6,3
Görlitz 4.190 3.609 493 88 86,1 11,8 2,1
Meißen 3.125 2.543 513 69 81,4 16,4 2,2
Sächsische Schweiz-Osterzgebirge 3.683 3.231 378 74 87,7 10,3 2,0
Leipzig, Stadt 6.391 5.832 433 126 91,3 6,8 2,0
Leipzig 3.212 2.959 226 27 92,1 7,0 0,8
Nordsachsen 2.593 2.261 289 43 87,2 11,1 1,7

Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, Pflegestatistik,
eigene Darstellung Prognos AG

Bezieht man die Anzahl der stationär versorgten Pflegebedürftigen auf die Bevölkerung, so wurden im Jahr 2015 in Sachsen je 1.000 Einwohner 13,2 Pflegebedürftige stationär versorgt. Von den 13,2 Pflegebedürftigen entfielen 11,7 Pflegebedürftige je 1.000 Einwohner auf die vollstationäre Dauerpflege, 1,2 auf die Tages- und Nachtpflege und 0,3 auf die vollstationäre Kurzzeitpflege.

Abbildung 7‑21 zeigt, dass sich die Zahl der Pflegebedürftigen, die im Freistaat Sachsen teilstationär (Tages- und Nachtpflege) versorgt werden, zwischen 2005 und 2015 mehr als verdreifacht hat (+264,0%) beziehungsweise von 0,3 auf 1,2 Pflegebedürftigen je 1.000 Ein­wohner angestiegen ist. Bei den männlichen Pflegebedürftigen fiel dieser Zuwachs besonders hoch aus (+324,1%) – das gilt für alle drei Versorgungsbereiche. Trotz eines Zuwachses um insgesamt 63,7 Prozent bleibt der Anteil der vollstationären Kurzzeitpflege an der stationären Pflege insgesamt sehr gering.

Abbildung 7-21: Zuwachs bei in stationären Pflegeeinrichtungen betreuten Pflegebedürftigen in Sachsen, nach Versorgungsart, in Prozent, 2005 bis 2015

Die Grafik zeigt den im Text erläuterten Anstieg stationärer Pflege.

Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, Pflegestatistik,
eigene Darstellung Prognos AG

Tabelle 7‑11 gibt einen Überblick über die Entwicklungen nach Versorgungsart und Geschlecht in den Kreisfreien Städten und Landkreisen. Im Bereich der vollstationären Dauerpflege fiel der Zuwachs im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge (+43,1%) besonders hoch aus, sehr gering dagegen im Landkreis Görlitz (+15,9%). Bei der Tages- und Nachtpflege lag der Zuwachs in den Landkreisen Görlitz, Bautzen und Sächsische Schweiz-Osterzgebirge bei über 400 Prozent. Hier ist allerdings zu berücksichtigen, dass die Zahl der Pflegebedürftigen, die Tages- und Nachtpflege in Anspruch nehmen, relativ gering ist.

Tabelle 7‑11: Zuwachs bei in stationären Pflegeeinrichtungen betreuten Pflegebedürftigen in Sachsen insgesamt sowie in den Landkreisen und Kreisfreien Städten, nach Versorgungsart, in Prozent und absolut, 2005 bis 2015
  vollstationäre Dauerpflege Tages- und Nachtpflege vollstationäre Kurzzeitpflege vollstationäre Dauerpflege Tages- und Nachtpflege vollstationäre Kurzzeitpflege
in Prozent absolut
Sachsen 26,7 264,0 63,7 10.073 3.609 488
Chemnitz, Stadt 37,0 295,5 59,1 839 195 39
Erzgebirgskreis 29,6 179,2 75,6 930 215 34
Mittelsachsen 20,9 280,0 67,6 659 294 46
Vogtlandkreis 22,4 42,4 40,0 560 59 6
Zwickau 16,9 225,9 15,2 639 366 12
Dresden, Stadt 37,9 263,4 0,0 1.505 345 0
Bautzen 25,7 480,5 338,3 714 370 203
Görlitz 15,9 494,0 31,3 495 410 21
Meißen 24,9 375,0 11,3 507 405 7
Sächsische Schweiz-Osterzgebirge 43,1 432,4 4,2 973 307 3
Leipzig, Stadt 18,7 175,8 231,6 919 276 88
Leipzig 39,7 264,5 22,7 841 164 5
Nordsachsen 27,8 236,0 126,3 492 203 24

Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, Pflegestatistik,
eigene Darstellung Prognos AG

Entwicklung der Auslastungsquoten von stationären Pflegeeinrichtungen

Abbildung 7‑22 zeigt, dass sich die Zahl der verfügbaren Plätze in stationären Pflege­einrichtungen im Freistaat Sachsen mit der Zahl der stationär betreuten Pflegebedürftigen erhöht hat: Nach wie vor gibt es in der stationären Pflege im Freistaat mehr verfügbare Plätze (2015: 55.266) als Pflegebedürftige (2015: 54.091). Die Auslastungsquote der stationären Pflege­einrichtungen ist jedoch zwischen 2005 und 2015 deutlich von 92,0 Prozent auf 97,9 Prozent angestiegen. Damit sind die verfügbaren Plätze in stationären Pflegeeinrichtungen im Freistaat Sachsen nahezu vollständig ausgelastet.

Abbildung 7-22: Entwicklung der stationär versorgten Pflegebedürftigen und der verfügbaren Plätze in stationären Pflegeeinrichtungen (linke Achse, absolut) sowie der Auslastungsquote (rechte Achse, in Prozent) in Sachsen, 2005 bis 2015

Die Abbildung stellt den beschriebenen Anstieg der Auslastungsquote von 2005 bis 2015 grafisch dar.

Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, Pflegestatistik,
eigene Darstellung und Berechnung der Prognos AG

Tabelle 7‑12a–c gibt einen Überblick über die Entwicklungen zwischen 2005 und 2015 auf Ebene der Kreisfreien Städte und Landkreise. In allen Kreisfreien Städten und Landkreisen ist die Zahl der stationär versorgten Pflegebedürftigen zwischen 2005 und 2015 stärker angestiegen als die Zahl der verfügbaren Plätze in Pflegeheimen. Im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge (+53,5%) ist die Zahl der stationär versorgten Pflegebedürftigen zwischen 2005 und 2015 am stärksten angestiegen. Auch die Zahl der verfügbaren Plätze in stationären Pflegeeinrichtungen ist dort am stärksten gestiegen (+49,1%) – jedoch in geringerem Umfang als die Zahl der stationär versorgten Pflegebedürftigen. Entsprechend ist die Auslastungsquote im Beobachtungszeitraum um 2,9 Prozent angestiegen.

Tabelle 7‑12a: Entwicklung der stationär versorgten Pflegebedürftigen (absolut) in Sachsen insgesamt sowie in den Landkreisen und Kreisfreien Städten, 2005 bis 2015
  Stationär versorgte Pflegebedürftige
2005 2007 2009 2011 2013 2015
Sachsen 39.921 43.143 45.825 48.712 50.534 54.091
Chemnitz, Stadt 2.399 2.571 2.905 3.147 3.306 3.472
Erzgebirgskreis 3.302 3.588 3.833 3.943 4.153 4.481
Mittelsachsen 3.329 3.514 3.654 3.825 3.956 4.328
Vogtlandkreis 2.652 2.795 2.916 3.035 3.267 3.277
Zwickau 4.014 4.117 4.265 4.691 4.916 5.031
Dresden, Stadt 4.252 5.003 5.246 5.572 5.728 6.102
Bautzen 2.919 3.168 3.239 3.545 3.689 4.206
Görlitz 3.264 3.396 3.493 3.721 3.835 4.190
Meißen 2.206 2.345 2.614 2.787 2.847 3.125
Sächsische Schweiz-Osterzgebirge 2.400 2.688 3.021 3.164 3.349 3.683
Leipzig, Stadt 5.108 5.431 5.738 6.044 5.967 6.391
Leipzig 2.202 2.316 2.550 2.808 3.004 3.212
Nordsachsen 1.874 2.211 2.351 2.430 2.517 2.593

Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, Pflegestatistik,
eigene Darstellung und Berechnung der Prognos AG

Tabelle 7‑12b: Entwicklung der verfügbaren Plätze in stationären Pflegeeinrichtungen (absolut) in Sachsen insgesamt sowie in den Landkreisen und Kreisfreien Städten, 2005 bis 2015
  Verfügbare Plätze in stationären Pflegeeinrichtungen
2005 2007 2009 2011 2013 2015
Sachsen 43.413 45.924 48.124 50.487 51.741 55.266
Chemnitz, Stadt 2.660 2.920 3.196 3.258 3.362 3.522
Erzgebirgskreis 3.598 3.679 3.820 4.084 4.188 4.538
Mittelsachsen 3.550 3.589 3.792 4.008 3.997 4.366
Vogtlandkreis 2.947 3.076 3.223 3.226 3.401 3.507
Zwickau 4.413 4.410 4.554 4.859 4.997 5.151
Dresden, Stadt 4.862 5.475 5.746 5.867 5.942 6.288
Bautzen 3.122 3.276 3.319 3.605 3.672 4.055
Görlitz 3.448 3.526 3.571 3.741 3.865 4.149
Meißen 2.289 2.387 2.649 2.785 2.878 3.197
Sächsische Schweiz-Osterzgebirge 2.505 2.878 3.004 3.258 3.387 3.735
Leipzig, Stadt 5.602 5.854 6.181 6.397 6.351 6.837
Leipzig 2.386 2.494 2.628 2.925 3.169 3.331
Nordsachsen 2.031 2.360 2.441 2.474 2.532 2.590

Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, Pflegestatistik,
eigene Darstellung und Berechnung der Prognos AG

Tabelle 7‑12c: Entwicklung der Auslastungsquote (in Prozent) in Sachsen insgesamt sowie in den Landkreisen und Kreisfreien Städten, 2005 bis 2015
  Auslastungsquote
2005 2007 2009 2011 2013 2015
Sachsen 93,9 92,0 95,2 96,5 97,7 97,9
Chemnitz, Stadt 90,2 88,0 90,9 96,6 98,3 98,6
Erzgebirgskreis 91,8 97,5 100,3 96,5 99,2 98,7
Mittelsachsen 93,8 97,9 96,4 95,4 99,0 99,1
Vogtlandkreis 90,0 90,9 90,5 94,1 96,1 93,4
Zwickau 91,0 93,4 93,7 96,5 98,4 97,7
Dresden, Stadt 87,5 91,4 91,3 95,0 96,4 97,0
Bautzen 93,5 96,7 97,6 98,3 100,5 103,7
Görlitz 94,7 96,3 97,8 99,5 99,2 101,0
Meißen 96,4 98,2 98,7 100,1 98,9 97,7
Sächsische Schweiz-Osterzgebirge 95,8 93,4 100,6 97,1 98,9 98,6
Leipzig, Stadt 91,2 92,8 92,8 94,5 94,0 93,5
Leipzig 92,3 92,9 97,0 96,0 94,8 96,4
Nordsachsen 92,3 93,7 96,3 98,2 99,4 100,1

Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, Pflegestatistik,
eigene Darstellung und Berechnung der Prognos AG

Abbildung 7‑23 veranschaulicht die Situation in den stationären Pflegeeinrichtungen in den Kreisfreien Städten und Landkreisen im Jahr 2015 noch einmal grafisch. Bei der Betrachtung der Auslastungsquoten der stationären Pflegeeinrichtungen in den Kreisfreien Städten und Landkreisen in Sachsen weist der Vogtlandkreis mit 93,4 Prozent die geringste Auslastungsquote auf, gefolgt von der Stadt Leipzig (93,5%). Im Landkreis Bautzen lag die Auslastungsquote 2015 dagegen bei 103,7 Prozent. Ebenfalls höher als100 Prozent waren die Auslastungsquoten in den Landkreisen Görlitz (101,0%) und Nordsachsen (100,1%).

Auf einen verfügbaren Platz in einer stationären Pflegeeinrichtung kamen im Freistaat Sachsen 2005 noch 2,8 Pflegebedürftige, 2015 waren es 3,0 Pflegebedürftige. Die Zahl der Pflegebedürftigen ist also stärker gestiegen als die Zahl der verfügbaren Plätze in stationären Pflegeeinrichtungen. Am besten ist das Verhältnis von Pflegebedürftigen und verfügbaren Plätzen in stationären Pflegeeinrichtungen im Vogtlandkreis (2,4 Pflegebedürftige je verfügbarem Platz) und in der Stadt Leipzig (2,6 Pflegebedürftige je verfügbarem Platz), am schlechtesten im Erzgebirgskreis (3,6 Pflegebedürftige je verfügbarem Platz) sowie in den Landkreisen Bautzen und Görlitz (jeweils 3,5 Pflegebedürftige je verfügbarem Platz).

Abbildung 7-23: Anzahl der stationär versorgten Pflegebedürftigen und der verfügbaren Plätze in stationären Pflegeeinrichtungen (linke Achse, absolut) sowie der Auslastungsquote (rechte Achse, in Prozent) in Sachsen insgesamt sowie in den Landkreisen und Kreisfreien Städten, 2015 (aufsteigend sortiert nach Auslastungsquote)

Die Abbildung veranschaulicht die Daten aus Tabelle 5-12 grafisch.

Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, Pflegestatistik,
eigene Darstellung Prognos AG

Prognose des Bedarfes an Pflegeheimplätzen bis 2030

Der Bedarf an Pflegeheimplätzen wird im Freistaat Sachsen auch in Zukunft steigen (Abbildung 7‑24). Ausgehend von 49.115 verfügbaren Plätzen in stationären Pflegeeinrichtungen im Jahr 2015 wird der Bedarf, basierend auf der Prognose der voraussichtlich zukünftig stationär zu versorgenden Pflegebedürftigen, bis 2030 auf 60.823 Plätze ansteigen (+23,8%). Bereits bis 2020 steigt der Bedarf an Heimplätzen um 11,0 Prozent an. Besonders hoch wird der Zuwachs beim Bedarf an Pflegeheimplätzen im Jahr 2030 im an die Stadt Leipzig angrenzenden Landkreis Leipzig (+31,3%) und in den großen Städten Dresden (+30,7%) und Leipzig (+28,1%) ausfallen. Dagegen wird der Bedarf an verfügbaren Plätzen in stationären Pflegeeinrichtungen im Landkreis Mittelsachsen (+15,8%) und im Erzgebirgskreis (+17,5%) eher moderat ausfallen. Es gilt also, sehr sorgfältig den regionalen Bedarf zu prüfen, um Fehlallokationen von Pflegeheimplätzen zu vermeiden.

Abbildung 7-24: Prognose der Veränderung des Bedarfes an Pflegeheimplätzen in Sachsen insgesamt sowie in den Landkreisen und Kreisfreien Städten, in Prozent, 2030 gegenüber 2015

Die Grafik stellt die beschriebenen regionalen Unterschiede dar.

Eine Übersichtskarte mit den Namen der Landkreise und Kreisfreien Städte ist in Teil I zu finden.
Quelle: FZG, Datenaktualisierung des Gutachtens »Alter|Rente|Grundsicherung (ARG)« des Sächsischen Staatsministeriums für Soziales und Verbraucherschutz (2011),
eigene Darstellung Prognos AG. Kartengrundlage: © GeoBasis-DE / BKG 2018

Wirkungsanalyse II: Einfluss der Auslastungsquote von stationären Pflegeeinrichtungen auf die Inanspruchnahme von Kombinationsleistungen

In den vorangegangenen Ausführungen wurde bereits auf den deutlichen Anstieg der Inanspruchnahme von Kombinationsleistungen von etwa 377 Prozent im Betrachtungszeitraum der Jahre 2005 bis 2015 hingewiesen. Vermutlich lässt sich dies teilweise durch die zu geringen stationären Kapazitäten in Sachsen erklären. Dies hatte zur Folge, dass Pflegebedürftige in den entsprechenden Kreisen als Alternative zur stationären Versorgung in der eigenen Häuslichkeit auf professionelle ambulante Pflegeleistungen zurückgreifen mussten. Diese Vermutung wird durch die Darstellung in Abbildung 7‑25 bestätigt. So zeigt sich auf der regionalen Ebene in Sachsen ein positiver Zusammenhang zwischen der Auslastungsquote in der stationären Pflege und der Inanspruchnahme von Kombinationsleistungen. Insbesondere in jenen Kreisen mit wenig freien stationären Kapazitäten wurden die Kombinationsleistungen überdurchschnittlich häufig gewählt. Grundsätzlich wäre auch ein negativer Zusammenhang zwischen der stationären Auslastungsquote und der Inanspruchnahme von Kombinationsleistungen denkbar, wenn in beiden Pflegesettings ausreichende Kapazitäten vorhanden wären und die Pflegebedürftigen die stationäre Pflege zugunsten von Kombinationsleistungen abwählen würden. Der oben be­schriebene positive Zusammenhang wird auch durch die Ergebnisse für den Freistaat Sachsen sowie für den Bund bestätigt. So lag die stationäre Auslastungsquote im Jahr 2015 im Freistaat Sachsen bei 97,9 Prozent (Deutschland: 92,3%) und die Inanspruchnahme von Kombi­nationsleistungen bei 15,5 Prozent (Deutschland: 10%).

Abbildung 7-25: Einfluss der Auslastungsquote von stationären Pflegeeinrichtungen (x-Achse, in Prozent) auf die Inanspruchnahme von Kombinationsleistungen je 100 Pflegebedürftigen (y-Achse) in den Landkreisen und Kreisfreien Städten in Sachsen, 2005 bis 2015

Die Grafik zeigt den beschriebenen Zusammenhang zwischen der Auslastungsquote in der stationären Pflege und die Inanspruchnahme von Kombinationsleistungen.

Lesehilfe: Die einzelnen Punkte im Streudiagramm können jeweils einem Kreis beziehungsweise einer Kreisfreien Stadt sowie einem Jahr (zwischen 2005 und 2015) zugeordnet werden. Die Trendlinie bestätigt den positiven Zusammenhang zwischen Auslastungsquote und Inanspruchnahme von Kombinationsleistungen. Je höher die Auslastungsquote, desto höher die Inanspruchnahme von Kombinationsleistungen.
Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, Pflegestatistik,
eigene Darstellung Prognos AG

 

Fußnoten

192 In Streudiagrammen (englisch: scatter plot) können die Werte von zwei statistischen Merkmalen in Form eines Wertepaares grafisch dargestellt werden. Ergebnis eines solchen Streudiagrammes ist eine Punktwolke, aus der sich Rückschlüsse auf die Wirkungszusammenhänge zwischen den beiden statistischen Merkmalen ableiten lassen.

193 Auf eine Analyse der statistischen Signifikanz wird an dieser Stelle aufgrund der zu geringen Anzahl an Beobachtungen verzichtet.

194 Die Daten zur durchschnittlichen Haushaltsgröße stammen von der Webseite inkar.de und basieren auf Daten der Nexiga GmbH, einem Geomarketing-Unternehmen aus Bonn. Die Webseite INKAR ist der interaktive Online-Atlas des Bundesinstitutes für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR).

195 Die Daten zur Siedlungsdichte (Einwohner je km²) stammen von der Webseite inkar.de und basieren auf Daten der Eurostat Regio Datenbank (Fortschreibung des Bevölkerungsstandes des Bundes und der Länder).

196 Darüber hinaus wurde im Rahmen dieser Studie der Zusammenhang zwischen der Kaufkraft (gemessen über die Haushaltsnettoeinkommen) und der Inanspruchnahme von stationärer Pflege geprüft. Entgegen dem im Rahmen der Bertelsmann Studie (siehe Prognos, 2016) bundesweit nachgewiesenen positiven Zusammenhang zwischen der Kaufkraft und der stationären Versorgung konnte dieser Zusammenhang für die Kreisfreien Städte und Landkreise in Sachsen nicht nachgewiesen werden. Neben den hier untersuchten Zusammenhängen sind gegebenenfalls weitere Faktoren (zum Beispiel der Familienstand) für die Wahl des Versorgungssettings relevant, die im Rahmen dieser Studie nicht weiter untersucht werden konnten.

197 Ein Blick in die Daten der Pflegestatistik für den Freistaat Sachsen zeigt, dass Datensprünge bei der Entwicklung der Kombinationsleistungen seit 1999 im Zusammenhang mit der Inanspruchnahme der Kombinationsleistungen immer wieder aufgetreten und auch nach Auskunft des Statistischen Landesamtes nicht ungewöhnlich sind. Der Anteil der Kombinationsleistungen weist seit 1999 eine überwiegend steigende Tendenz auf. Von 1999 bis 2015 sind die Kombinationsleistungen in Sachsen um 400 Prozent angestiegen. Hohe Veränderungsraten zum Vorjahr treten in vielen Jahren auf, insbesondere da die Zahl der Kombinationsleistungsempfänger nach 1999 sank und sich bis 2003 fast halbiert hatte.

198 Durch die Reformen der Pflegeversicherung im Sommer 2008 ist der Anreiz, Leistungen der teilstationären Pflege parallel zu Pflegegeld und/oder ambulanten Sachleistungen zu beziehen, deutlich angestiegen. Ursache hierfür ist vor allem, dass der höchstmögliche Gesamtanspruch aus der Kombination von Leistungen der Tages- und Nachtpflege mit ambulanten Sachleistungen oder dem Pflegegeld durch die Reform auf das 1,5-fache des bisherigen Betrages gestiegen ist. Werden also zum Beispiel 50 Prozent der Leistungen der Tages- und Nachtpflege in Anspruch genommen, besteht nun daneben noch ein 100-prozentiger Anspruch auf Pflegegeld oder eine Pflegesachleistung (zuvor galt als Leistungsobergrenze das Pflegegeld oder die ambulante Sachleistung).

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