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Folgen von Krankheiten in Sachsen

Die Krankheiten im erwerbsfähigen Alter haben auch einen Einfluss auf die Wirtschaft in Sachsen. Den Unternehmen und öffentlichen Arbeitgebern geht Arbeitskraft verloren, wenn Menschen wegen Krankheit vorübergehend arbeitsunfähig werden oder gar vorzeitig in Rente eintreten müssen. Rehabilitationsmaßnahmen sollen dies möglichst verhindern.

Arbeitsunfähigkeitsfälle

Im Jahr 2015 gab es in Sachsen rund 3.920.000 Arbeitsunfähigkeitsfälle (AU-Fälle), wobei be­rücksichtigt werden muss, dass Personen mehrmals im Jahr erkranken und der Arbeit fernblei­ben können. Auf die Zahl der Pflichtversicherten in der gesetzlichen Krankenversicherung bezo­gen, entfallen rund 150 AU-Fälle auf je 100 Pflichtversicherte. Frauen sind mit 161 AU-Fällen leicht stärker betroffen als Männer mit rund 146 AU-Fällen. Allerdings sind Frauen im Durchschnitt nur 12 Tage krankgeschrieben. Bei Männern sind es dagegen 13 Tage. Auf das Alter bezogen weisen die meisten krankheitsbedingten Fehlzeiten junge Männer und Frauen unter 25 Jahre auf (Abbildung 6‑67).

Insgesamt ist von 2005 auf 2015 die Zahl der AU-Fälle je 100 Versicherte um 38,8 Prozent gestiegen (Abbildung 6‑68), nachdem sie zuvor stark gefallen war. Ein Effekt dürfte hier die Alterung der Beschäftigten aber auch die wirtschaftliche Lage sein.

Abbildung 6-67: Arbeitsunfähigkeitsfälle in Sachsen, je 100 AOK PLUS-Pflichtmitglieder, nach Alter und Geschlecht, 2015

Die Grafik zeigt die im Text beschriebene Häufigkeit von Arbeitsunfähigkeitsfällen.

Quelle: AOK PLUS: KG 8-Statistik,
eigene Darstellung Prognos AG

Abbildung 6-68: Arbeitsunfähigkeitsfälle in Sachsen, je 100 GKV-Pflichtmitglieder, nach Geschlecht, 2000 bis 2015

Die Abbildung stellt die beschriebene Entwicklung von Arbeitsunfähigkeitsfällen von 2005 bis 2015 dar.

Quelle: AOK PLUS: KG 8-Statistik,
eigene Darstellung Prognos AG

Die häufigste Ursache für krankheitsbedingte Fehlzeiten sind Krankheiten des Atmungssystems, zu denen beispielsweise Grippe und Erkältungen gehören. Krankheiten des Muskel-Skelett-Sys­tems und des Bindegewebes sind die zweithäufigste Ursache (Abbildung 6‑69). Letztere sind in Sachsen zwischen 2005 und 2015 unter Frauen um 41,1 Prozent und unter Männern um 38,1 Prozent je Pflichtmitglied der AOK Plus gestiegen. Sie dürften somit Treiber der in Abbildung 6‑68 abgebildeten Gesamtentwicklung sein. Von den Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems machten Krankheiten der Wirbelsäule und des Rückens (M40-M54) mit 52,7 Prozent (Frauen: 53,8%; Männer: 51,8%) und Krankheiten der Gelenke (M00-M25) 20,5 Prozent (Frauen: 18,4%; Männer: 22,1%) mit Abstand die größten Anteile aus. Im Kapitel Folgen von Krankheiten in Sachsen wird das Thema Rückenschmerzen näher untersucht.

Abbildung 6-69: Arbeitsunfähigkeitsfälle je 100 AOK PLUS-Pflichtmitglieder in Sachsen, nach Geschlecht und Hauptdiagnosegruppen, 2015

Krankheiten des Atmungssystems kommen bei Frauen häufiger (40 Fälle) als bei Männern (32 Fälle) vor und nehmen den größten Anteil der Arbeitsunfähigkeitsfälle ein. Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes sind bei Männern (24 Fälle) häufiger als bei Frauen (20 Fälle). Krankheiten des Verdauungssystems, infektiöse und parasitäre sowie Verletzungen und Vergiftungen nehmen bei beiden Geschlechtern einen kleineren Anteil ein.

Quelle: AOK PLUS: KG 8-Statistik,
eigene Darstellung Prognos AG

Rehabilitationsmaßnahmen

Bei schwerwiegenden oder länger anhaltenden Erkrankungen sollen Rehabilitationsmaßnahmen dazu beitragen, die Betroffenen in das berufliche und gesellschaftliche Leben wiedereinzugliedern. Im Jahr 2015 nahmen in Sachsen rund 20.900 Männer und 22.900 Frauen unter 65 Jahren Rehabilitationsmaßnahmen der Deutschen Rentenversicherung in Anspruch. Rehabilitationsmaßnahmen werden vor allem von älteren Versicherten in Anspruch genommen (Abbildung 6-70). Die altersstandardisierte Rate der weiblichen Fälle liegt dabei etwas über der männlichen. Bei beiden Geschlechtern zeigte sich in den letzten Jahren ein leichter Rückgang der Inanspruchnahme von Rehabilitationsleistungen (Abbildung 6-71). Dieser leichte Rückgang ist allerdings nur bei altersstandardisierter Betrachtung erkennbar. Absolut sind die Zahlen dagegen nicht rückläufig, was an der Alterung der Beschäftigten liegt.

Abbildung 6-70: Medizinische und sonstige Leistungen zur Teilhabe je 100.000 aktiv Versicherte der Deutschen Rentenversicherung unter 65 Jahren in Sachsen, nach Alter und Geschlecht, 2015147

Rehabilitationsmaßnahmen steigen ab 40 Jahren stark an bis auf 4.500 Fälle je 100.000 aktiv Versicherter. Rehabilitationsmaßnahmen sind bei Männern bis 39 Jahren leicht höher als bei Frauen. Von 40 bis 59 Jahren ist der Anteil bei Frauen höher.

Quelle: Deutsche Rentenversicherung Bund, Statistik über medizinische und sonstige Leistungen zur Teilhabe,
eigene Darstellung Prognos AG

Abbildung 6-71: Medizinische und sonstige Leistungen zur Teilhabe nach Geschlecht in Sachsen, altersstandardisiert je 100.000 aktive Versicherte unter 65 Jahren

Medizinische und sonstige Leistungen zur Teilhabe sind bei Frauen in den Jahren von 2000 bis 2014 häufiger als bei Männern. Im Jahr 2014 lagen die Leistungen bei Frauen bei 1.900 und bei Männern bei 1.750 je 100.000 aktiv Versicherten.

Quelle: Deutsche Rentenversicherung Bund, Statistik über medizinische und sonstige Leistungen zur Teilhabe,
eigene Darstellung Prognos AG

Tabelle 6‑5: Anteil an Reha-Fällen in Sachsen, nach Diagnose und Geschlecht, 2015
  männlich weiblich
Muskel-Skelett-System (M00-M99) 35,0% 39,1%
Psychische und Verhaltensstörungen (F00-F99) 15,7% 20,1%
Neubildungen (C00-D48) 11,4% 15,3%

Quelle: Deutsche Rentenversicherung Bund, Statistik über medi­zinische und sonstige Leistungen zur Teilhabe,
eigene Darstellung Prognos AG

Den größten Anteil der Reha-Fälle machen Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes aus (Tabelle 6‑5), die, wie oben gezeigt, auch die zweithäufigste Ursache für Arbeitsunfähig­keitsfälle sind. Davon sind Krankheiten der Wirbel­säule und des Rückens mit 60,4 Prozent (Frauen: 62,1%; Männer: 58,4%) neben Gelenkproblemen mit 30,7 Prozent (Frauen: 30,0%; Männer: 31,6%) die häufigsten Diagnoseuntergruppen. Rehabilitationsmaßnahmen aufgrund von psy­chischen und Verhaltensstörungen sind die zweithäufigste Diagnose. 18,2 Prozent gehen dabei auf Alkoholmissbrauch zurück, wobei der Anteil von weiblichen und männlichen Reha-Fällen infolge von Alkoholkonsum in seiner Bedeutung deutlich differiert (Frauen: 7,5 Prozent und Männer: 33,2 Prozent, siehe hierzu auch das Thema »Risikofaktor Alkohol« im Kapitel Gesundheitsunterschiede bei Mann und Frau).

Abbildung 6‑72 zeigt die Inanspruchnahme von Rehabilitationsmaßnahmen nach Landkreisen und Kreisfreien Städten. Tendenziell zeigt sich, dass Bewohner der Kreisfreien Städte Chemnitz, Dresden und Leipzig weniger häufig Reha-Maßnahmen nutzten als Bewohner der Landkreise. Die Ursache lässt sich aktuell nicht belastbar klären.

Abbildung 6-72: Medizinische und sonstige Leistungen zur Teilhabe in Sachsen insgesamt und in den Landkreisen und Kreisfreien Städten, je 100.000 aktiv Versicherte unter 65 Jahren, 2015

Die Grafik zeigt die beschriebenen regionalen Unterschiede.

Eine Übersichtskarte mit den Namen der Landkreise und Kreisfreien Städte ist in Teil I zu finden. Die Zahlen beziehen sich auf den Wohnort der Patienten.
Quelle: Deutsche Rentenversicherung Bund, Statistik über medizinische und sonstige Leistungen zur Teilhabe,
eigene Darstellung Prognos AG. Kartengrundlage: © GeoBasis-DE / BKG 2015

Vorzeitige Rentenzugänge

Führen die Rehabilitationsmaßnahmen nicht zum Erfolg, droht das Ausscheiden aus der Erwerbstätigkeit und der vorzeitige Renteneintritt. Im Jahr 2015 kam es in Sachsen bei rund 4.290 Männern und 4.040 Frauen aufgrund von Erkrankungen dazu. Am häufigsten davon betroffen waren Personen im Alter von 55 bis unter 60 Jahren (Abbildung 6-73), die noch einige Jahre hätten erwerbstätig sein können.

Abbildung 6-73: Rentenzugang wegen verminderter Erwerbsfähigkeit in Sachsen, nach Alter und Geschlecht, je 100.000 aktiv Versicherte der Rentenversicherung, 2015

Rentenzugänge wegen verminderter Erwerbsfähigkeit steigen von 200 je 100.000 aktiv Versicherter bei 35- 40-Jährigen auf 1.000-1.200 je 100.000 aktiv Versicherter bei den 55- bis unter 60-Jährigen. Bis unter 50-Jährigen zeigen Frauen mehr Rentenzugänge auf, ab 50 Jahren steigen die Rentenzugänge bei Männern.

Quelle: Deutsche Rentenversicherung Bund, Statistik der gesetzlichen Rentenversicherung,
eigene Darstellung Prognos AG

Die Rentenzugänge wegen verminderter Erwerbsfähigkeit je 100.000 aktiv Versicherte sind bei Frauen von 2005 bis 2015 um 7,0 Prozent gestiegen, während sie bei Männern um 17,6 Prozent annähernd auf das Niveau sächsischer Frauen gesunken sind (Abbildung 6‑75). Während die Zahl der Rentenzugänge in den Altersgruppen unter 60 Jahren von 2005 auf 2015 zurück­gegangen oder weitgehend konstant geblieben sind, stiegen sie bei Männern ab 60 Jahren von 522,8 auf 744,9 je 100.000 Versicherte (Anstieg um 42,5%) und bei Frauen von 210,6 auf 611,1 (Anstieg um 190,2%). Hier ist demnach ein Trend zu beobachten, dass vor allem ältere Arbeit­nehmer in den letzten Jahren wegen Krankheit vorzeitig in Rente gehen.

Abbildung 6-74: Rentenzugänge wegen verminderter Erwerbsfähigkeit in Sachsen, nach Geschlecht und Hauptdiagnosegruppen je 100.000 aktiv Versicherte, 2015

Der Inhalt der Grafik wird im folgenden Abschnitt beschrieben.

Quelle: Deutsche Rentenversicherung Bund, Statistik der gesetzlichen Rentenversicherung,
eigene Darstellung Prognos AG

Abbildung 6-75: Rentenzugänge wegen verminderter Erwerbsfähigkeit in Sachsen, nach Geschlecht je 100.000 aktiv Versicherte

Rentenzugänge wegen verminderter Erwerbsfähigkeit sanken bei Frauen von 2000 bis 2015 von 460 auf 420 Zugänge je 100.000 aktiv Versicherter. Bei Männern sank die Anzahl von 550 auf 420 Zugänge.

Quelle: Deutsche Rentenversicherung Bund, Statistik der gesetzlichen Rentenversicherung,
eigene Darstellung Prognos AG

Schaut man auf die Diagnosen, stellt man fest, dass für einen vorzeitigen Renteneintritt hauptsächlich psychische und Verhaltensstörungen verantwortlich sind (Abbildung 6‑74). Diese machen bei Frauen 45,6 Prozent und bei Männern 29,2 Prozent aller Fälle aus. Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind bei Männern wesentlich häufiger Grund für einen vorzeitigen Renteneintritt (Männer: 14,7%; Frauen: 6,2%). Davon machen zerebrovaskuläre Krankheiten 47,8 Prozent (Frauen: 57,5%; Männer: 43,9%) und ischämische Herzkrankheiten 13,9 Prozent (Frauen: 7,1%; Männer: 13,9%) aller Fälle aus. Von Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes sind Männer und Frauen mit 13,1 beziehungsweise 13,3 Prozent aller Fälle im gleichen Maße betroffen. Der Großteil vorzeitiger Renteneintritte infolge von Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems erfolgt aufgrund von Krankheiten der Wirbelsäule und des Rückens (Frauen: 48,1%; Männer: 53,1%) und der Gelenke (Frauen: 35,1%; Männer: 35,0%).

In den Landkreisen Görlitz und Bautzen waren im Jahr 2015 die häufigsten vorzeitigen Renteneintritte infolge von Krankheit zu verzeichnen und in den Kreisfreien Städten Dresden und Leipzig die wenigsten (Abbildung 6‑76). Wie schon bei den Rehabilitationsmaßnahmen könnte hier die Altersstruktur einen Teil der Unterschiede erklären, da besonders ältere Arbeitnehmer von Rentenzugängen wegen verminderter Erwerbsfähigkeit betroffen sind. Die niedrigen Altersquotienten in den Kreisfreien Städten Dresden und Leipzig und die vergleichsweise hohen Altersquotienten in den Landkreisen Görlitz und Bautzen legen diese Vermutung nahe (Abbildung 3‑15). Im Vergleich von vorzeitigen Renteneintritten und Rehabilitationsmaßnahmen kann die unterschiedliche Altersstruktur jedoch nicht alle regionalen Unterschiede erklären. Hier bedarf es weiterführender Studien zur Versorgungs- und Erwerbsstruktur.

Abbildung 6-76: Rentenzugänge wegen verminderter Erwerbsfähigkeit in Sachsen insgesamt und in den Landkreisen und Kreisfreien Städten je 100.000 aktiv Versicherte, 2015

Die Grafik stellt die beschriebenen regionalen Unterschiede der Rentenzugänge dar.

Eine Übersichtskarte mit den Namen der Landkreise und Kreisfreien Städte ist in Teil I zu finden
Quelle: Deutsche Rentenversicherung Bund, Statistik der gesetzlichen Rentenversicherung,
eigene Darstellung Prognos AG. Kartengrundlage: © GeoBasis-DE / BKG 2015

Rückenschmerzen

Da Rückschmerzen, wie gezeigt, häufig für Arbeitsausfälle, Rehabilitationsmaßnahmen und gar vorzeitigen Renteneintritt ursächlich sind, sollen diese hier näher betrachtet werden. Rücken­schmerzen, genauer Krankheiten der Wirbelsäule und des Rückens, sind ein Leiden, das Betroffene, Angehörige und Gesundheitssysteme weltweit stark belastet. Sie beeinträchtigen die subjektive Gesundheit der Betroffenen stark, können deren Leistungsfähigkeit in Alltag und Beruf erheblich einschränken und zur Berufsunfähigkeit führen. Wegen ihrer hohen Verbreitung in der Bevölkerung werden Rückenschmerzen in den Medien häufig als Volkskrankheit bezeichnet. Schätzungen gehen davon aus, dass 9,4 Prozent der Weltbevölkerung von Rückenschmerzen betroffen sind (Hoy et al., 2014). Nach Angaben des Robert Koch-Institutes litt in 2009 und 2010 jede vierte Frau (25,0%) und jeder siebte Mann (16,9%) in Deutschland unter chronischen Rückenschmerzen (RKI, 2015). Rückenschmerzen treten oft in Begleitung weiterer Erkrankungen auf. Komorbiditäten bei Rückenschmerzen sind beispielsweise häufig degenerative und entzündliche Gelenkerkrankungen, Osteoporose, Schlaganfall, Herzinsuffizienz, Depression, Substanzmissbrauch, Adipositas und chronische Bronchitis (RKI, 2012).

Die gesamte Tragweite von Rückenleiden in der sächsischen Bevölkerung lässt sich in dem vorliegenden Bericht nur erahnen, da die zur Verfügung stehenden Daten sich nicht auf jedes Lebensalter beziehen und keine Daten zur Verbreitung dieses Leidens aus Umfragen zur Verfügung stehen. Ein genaueres Bild ergibt sich zumindest für Personen im erwerbsfähigen Alter. Wie in dem vorangegangenen Kapitel gezeigt, zählen Krankheiten des Muskel-Skelett-Systems zu den häufigsten Ursachen von Arbeitsunfähigkeitsfällen, Inanspruchnahme von Rehabilitationsleistungen und vorzeitigem Renteneintritt, bei denen die Krankheiten der Wirbelsäule und des Rückens den jeweils größten Anteil darstellten. Darüber hinaus zählen Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems und des Bindegewebes zu den fünf häufigsten Krankenhausdiagnosen (Abbildung 6‑68), wobei Krankheiten der Wirbelsäule und des Rückens auch hier 36,0 Prozent die­ser Diagnosegruppe ausmachen. Krankenhausfälle infolge von Rückenleiden haben von 2005 bis 2015 bei Frauen je 100.000 Einwohner um 96,0 Prozent und bei Männern um 83,5 Prozent zugenommen (Abbildung 6‑77). Ergänzend zu Krankenhausfällen zeigen Daten aus der ambulanten Versorgung die weite Verbreitung von Rückenschmerzen in der sächsi­schen Bevölkerung. Im Jahr 2011 suchten 16,4 Prozent aller Patienten allgemeinärztlicher Pra­xen einen Hausarzt wegen Rückenschmerzen auf. In orthopädischen Praxen waren Rücken­schmerzen im Jahr 2011 mit 41,8 Prozent die häufigste Diagnose überhaupt.

Abbildung 6-77: Krankenhausfälle aufgrund von Krankheiten der Wirbelsäule und des Rückens (M40-M54) in Sachsen, nach Geschlecht je 100.000 Einwohner

Die Abbildung zeigt die beschriebene Zunahme an Krankenhausfällen von 2003 bis 2015.

Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, Krankenhausstatistik,
eigene Darstellung Prognos AG

Primärprävention von Muskel- und Skelett-Erkrankungen

Wichtigste Diagnose für Rehabilitationsmaßnahmen und zweithäufigster Grund für Arbeitsunfähigkeit in Sachsen sind Muskel- und Skelett-Erkrankungen. Deren Vermeidung ist ein wichtiges Ziel. Als Risikofaktoren gelten belastende körperliche Arbeit, psychosoziale Faktoren sowie ein niedriger Bildungsstatus (Hoy et al., 2010). Neben persönlichen Faktoren sind somit besonders die physischen und psychosozialen Arbeitsbedingungen für die Entstehung von Muskel- und Skelett-Erkrankungen verantwortlich. Zu den physischen Anforderungen gehören das Heben schwerer Lasten, exzessives Wiederholen einer bestimmten Tätigkeit und ungünstige Körperhaltungen (da Costa und Vieira, 2010). Zu den psychosozialen Faktoren gehören beispielsweise das Betriebsklima und das Stress-Level. Je höher und intensiver physische Anforderungen sind beziehungsweise die Einwirkung physikalischer Faktoren ist, desto geringer ist die Bedeutung psychosozialer und persönlicher Faktoren bei der Entstehung von Muskel- und Skeletterkrankungen. Beispielsweise belastet das Heben schwerer Lasten die Lendenwirbelsäule stark. Psychosoziale und individuelle Faktoren spielen dann eine größere Rolle, wenn die physischen Anforderungen eher gering sind, zum Beispiel bei der Büroarbeit.148 Folglich kommt der betrieblichen Gesundheitsförderung (siehe Kapitel Prävention und Gesundheitsförderung im mittleren Erwachsenenalter) und den Arbeitsschutzmaßnahmen eine hohe Bedeutung zu.

Eine der wichtigsten präventiven Maßnahmen ist die Kräftigung der stützenden Muskulatur. Außerdem sind Rauchen und ein erhöhter BMI Risikofaktoren für Muskel-Skelett-Erkrankungen (da Costa und Vieira, 2010), denen mit Präventionsmaßnahmen begegnet werden kann.

 

Fußnoten

147 Aus Gründen der Übersichtlichkeit wurde eine vereinfachte Form der Altersabgrenzung verwendet. Zum Beispiel ist mit dem Alter 25–29 das Alter 25 bis unter 30 Jahren gemeint.

148 https://www.baua.de/DE/Themen/Arbeit-und-Gesundheit/Muskel-Skelett-Erkrankungen/Aetiologie.html (Abruf am 16.04.2018).

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