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Neue Zahlen zur Pflege

Mit der Einführung des Zweiten Pflegestärkungsgesetzes (PSG II) sind seit Jahresbeginn 2017 wesentliche Änderungen in der Pflegeversicherung wirksam geworden, die erst jetzt in die neue Pflegestatistik Eingang finden. Erste Zahlen der beim Statistischen Landesamt des Freistaates Sachsen gerade in Erarbeitung befindlichen neuen Pflegestatistik für das Jahr 2017 wurden dankenswerterweise schon vorab zur Verfügung gestellt und werden als Nachtrag zum Sozialbericht in diesem Kapitel aufbereitet.

Im Zentrum des Gesetzes steht die Einführung eines neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs, der allen pflegebedürftigen Menschen einen gleichberechtigten Zugang zu den Leistungen der Pflegeversicherung eröffnet, unabhängig davon ob sie von körperlichen, geistigen oder psychischen Beeinträchtigungen betroffen sind. Damit hat sich zum 01.01.2017 der Kreis der potenziellen Anspruchsberechtigten von Leistungen aus dem SGB XI deutlich erhöht. Seit Einführung des neuen Pflegebedürftigkeitsbegriffs bzw. des neuen Begutachtungsinstruments erfolgt die Einstufung von pflegebedürftigen Menschen nicht mehr in drei Pflegestufen, sondern in fünf Pflegegrade.1

Tabelle 19-1 zeigt, dass die Zahl der Pflegebedürftigen in Sachsen im Jahr 2017 im Vergleich zum Jahr 2015 um 22,8 Prozent auf 204.797 Personen angestiegen ist. Dieser erhebliche Zuwachs von rund 38.000 Pflegebedürftigen ist nach Schätzungen des Statistischen Landesamtes des Freistaates Sachsen auf Basis der Pflegestatistik 2015 zu rund 38 Prozent auf die Aufnahme von Personen mit eingeschränkter Alltagskompetenz ohne Pflegestufe in den Kreis der Leistungsempfänger zurückzuführen (ca. 14.300 Personen). Weitere acht Prozent des Zuwachses erklären sich laut Schätzungen des Statistischen Landesamtes zudem durch jene Personen, die im neuen System in den Pflegegrad 1 eingestuft und im Jahr 2015 noch nicht als pflegebedürftig erfasst worden sind (ca. 3.101 Personen).

Bemerkenswert ist, dass der prozentuale Zuwachs an pflegebedürftigen Personen in Sachsen im Vergleich zu den anderen Bundesländern am höchsten ausfiel (Bundesdurchschnitt: 19,4 %), während im benachbarten Sachsen-Anhalt mit einer vergleichbaren demografischen Struktur der Anstieg nur bei 11,6 Prozent, also bei knapp der Hälfte lag. Eine plausible Erklärung dafür bietet sich (noch) nicht.

Tabelle 19-1: Anzahl der Pflegebedürftigen in den Bundesländern und Gesamtdeutschland, 2015 und 2017 sowie Veränderung, in Prozent, von 2017 zu 2015
Land Pflegebedürftige Veränderung 2017
zu 2015 in %
2015 2017
Sachsen-Anhalt 99.119 110.624 11,6
Bayern 348.253 399.357 14,7
Mecklenburg-Vorpommern 79.145 91.029 15,0
Berlin 116.424 135.680 16,5
Bremen 24.787 28.998 17,0
Hessen 223.579 261.757 17,1
Brandenburg 111.595 132.426 18,7
Hamburg 52.649 63.145 19,9
Saarland 37.991 45.582 20,0
Nordrhein-Westfalen 638.103 769.132 20,5
Baden-Württemberg 328.297 398.612 21,4
Rheinland-Pfalz 132.283 161.164 21,8
Niedersachsen 317.568 387.293 22,0
Schleswig-Holstein 89.428 109.162 22,1
Thüringen 94.280 115.620 22,6
Sachsen 166.792 204.797 22,8
Deutschland 2.860.293 3.414.378 19,4

Aufsteigend sortiert nach Größe der Veränderung des Wertes für 2017 zum Wert für 2015. Der Wert für Deutschland ist in der letzten Zeile angegeben.
Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, Pflegestatistik,
eigene Darstellung Prognos AG

Tabelle 19-2 verdeutlicht, dass der Anstieg zwischen 2015 und 2017 bei den Pflegebedürftigen ab 65 Jahren mit 20,5 Prozent etwas geringer ausfiel als bei Betrachtung der Pflegebedürftigen insgesamt (+22,8%). Entsprechend ist auch der Anteil der Pflegebedürftigen ab 65 Jahren an allen Pflegebedürftigen in Sachsen zwischen 2015 und 2017 um 1,9 Prozent zurückgegangen.

Tabelle 19-2a: Anzahl der Pflegebedürftigen in Sachsen, 2007 bis 2017 sowie Veränderung, in Prozent, 2017 zu 2015, insgesamt
Merkmal 2007 2009 2011 2013 2015 2017 Veränderung 2017
gegenüber 2015 in %
Anzahl 127.064 131.714 138.987 149.461 166.792 204.797 22,8
männlich 39.911 42.284 46.164 51.546 58.709 74.887 27,6
weiblich 87.153 89.430 92.823 97.915 108.083 129.910 20,2
je 1.000 Einwohner 30,1 31,6 33,6 36,9 40,8 50,2 23,0

Einwohnerzahlen seit 2011 als Fortschreibungsergebnisse auf Basis des Zensus 2011.
Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, Pflegestatistik,
eigene Darstellung Prognos AG  

Tabelle 19-2b: Anzahl der Pflegebedürftigen in Sachsen, 2007 bis 2017 sowie Veränderung, in Prozent, 2017 zu 2015, 65 Jahre und älter
Merkmal 2007 2009 2011 2013 2015 2017 Veränderung 2017
gegenüber 2015 in %
Anzahl 106.442 110.750 117.358 125.715 141.588 170.621 20,5
Anteil an allen Pflegebedürftigen
insgesamt in %
83,8 84,1 84,4 84,1 84,9 83,3 -1,9
je 1.000 Einwohner 106,9 107,8 117,0 125,6 138,1 161,6 17,0
männlich 70,8 72,6 81,8 91,1 102,4 123,0 20,1
weiblich 131,4 132,2 141,7 150,1 164,0 190,1 15,9

Einwohnerzahlen seit 2011 als Fortschreibungsergebnisse auf Basis des Zensus 2011.
Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, Pflegestatistik,
eigene Darstellung Prognos AG  

Interessant ist vor diesem Hintergrund die Betrachtung der aktuellen Anzahl der Pflegebedürftigen ab 65 Jahren je 1.000 Einwohner ab 65 Jahren in Sachsen sowie in den Landkreisen und Kreisfreien Städten in Sachsen (Abbildung 19-1). Auf 1.000 Einwohner ab 65 Jahren kommen im Freistaat Sachsen im Jahr 2017 161,6 Pflegebedürftige ab 65 Jahren – im Jahr 2015 waren es noch 138,1. Auffällig hoch ist die Zahl der Pflegebedürftigen ab 65 Jahren je 1.000 Einwohner ab 65 Jahren dabei nach wie vor in den Landkreisen Görlitz (195,2) und Bautzen (184,5). Besonders gering ist der Anteil dagegen im Vogtlandkreis (128,6 Pflegebedürftige ab 65 Jahren je 1.000 Einwohner ab 65 Jahren). Der Vogtlandkreis behält damit seine Position mit der geringsten Anzahl an Pflegebedürftigen ab 65 Jahren je 1.000 Einwohner ab 65 Jahren in Sachsen.

Abbildung 19-1: Anzahl der Pflegebedürftigen ab 65 Jahren je 1.000 Einwohner ab 65 Jahren in Sachsen insgesamt sowie in den Landkreisen und Kreisfreien Städten, 2015 (linke Abbildung) und 2017 (rechte Abbildung)

Die Grafik zeigt die beschriebenen regionalen Veränderungen.

Eine Übersichtskarte mit den Namen der Landkreise und Kreisfreien Städte ist in Teil I zu finden.
Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, Pflegestatistik,
eigene Darstellung Prognos AG Kartengrundlage: © GeoBasis-DE / BKG 2018

Tabelle 19-3 zeigt, dass der Anstieg der Zahl der Pflegebedürftigen zwischen 2015 und 2017 insbesondere auf einen Anstieg der ambulant versorgten Pflegebedürftigen zurückzuführen ist (+30,6%). Unter den ambulant versorgten Pflegebedürftigen war der Zuwachs bei denjenigen, die nur durch Angehörige bzw. Privatpersonen versorgt werden und ausschließlich Pflegegeld beziehen, mit 37,4 Prozent am höchsten. Absolut betrachtet bedeutet das einen Anstieg um rund 25.400 Pflegebedürftige. Im stationären Bereich hat sich die Anzahl der Pflegebedürftigen dagegen deutlich weniger stark erhöht (+7,2% bzw. 3.471 Pflegebedürftige).

Tabelle 19-3: Anzahl der Pflegebedürftigen nach Versorgungsart in Sachsen, 2015 und 2017 sowie Veränderung, absolut und in Prozent, 2017 zu 2015
Art der Versorgung 2015 2017 Veränderung 2017 zu 2015
absolut relativ in %
Pflegebedürftige insgesamt 166.792 204.797 38.005 22,8
zu Hause versorgt 117.677 153.734 36.057 30,6
nur durch Angehörige/ Privatpersonen 68.059 93.487 25.428 37,4
durch ambulante Pflegedienste 49.618 60.247 10.629 21,4
stationär versorgt 54.091 57.562 3.471 7,2

Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, Pflegestatistik,
eigene Darstellung Prognos AG

Abbildung 19-2 stellt die anteilige Entwicklung der einzelnen Leistungsarten von 2007 bis 2017 grafisch dar. Durch Angehörige oder durch Privatpersonen versorgte Pflegebedürftige entsprechen der Zahl der Pflegegeldempfänger. Versorgte durch ambulante Pflegedienste sind Empfänger von Kombinationsleistungen oder Sachleistungen durch ambulante Pflegedienste. Der Anteil der Pflegegeldempfänger an allen Leistungsempfängern hat sich zwischen 2015 und 2017 deutlich um knapp fünf Prozentpunkte auf 45,7 Prozent erhöht – nachdem er zuvor über viele Jahre relativ konstant war. Der Anteil stationär versorgter Pflegebedürftiger ist im selben Zeitraum in etwa im selben Umfang auf 24,9 Prozent zurückgegangen.

Abbildung 19-2: Entwicklung der Anteile der Pflegeleistungsempfänger an allen Leistungsarten in Sachsen, in Prozent, 2007 bis 2017

Die Abbildung zeigt die beschriebene anteilige Entwicklung der einzelnen Leistungsarten zwischen 2007 bis 2017.

Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, Pflegestatistik,
eigene Darstellung Prognos AG

Zwischen 2015 und 2017 sind die ambulanten Pflegedienste im Freistaat Sachsen weiter gewachsen, die stationären Pflegeeinrichtungen sind dagegen weiter geschrumpft. Der Richtwert ist die durchschnittliche Zahl der dort betreuten Pflegebedürftigen. Die Liniendiagramme in Abbildung 19-3 und Abbildung 7-26 veranschaulichen diese Entwicklung. 2017 wurden in Sachsen etwa 54 Pflegebedürftige je ambulantem Pflegedienst betreut, 2015 waren es noch 47 Pflegebedürftige (Anstieg um 15,6%). Die Zahl der je stationärer Pflegeeinrichtung betreuten Pflegebedürftigen sank zwischen 2015 und 2017 dagegen leicht von 61 auf 59 Pflegebedürftige (Rückgang um 2,8%).

Je 1.000 Einwohner ist im Freistaat Sachsen zwischen 2015 und 2017 sowohl die Zahl der durch ambulante Pflegedienste als auch der in stationären Pflegeeinrichtungen betreuten Pflege­bedürftigen angestiegen. Der Anstieg fiel jedoch im ambulanten Bereich (+22,0%) deutlich höher aus als im stationären Bereich (+6,9%).

Abbildung 19-3: Entwicklung der Zahl der Pflegebedürftigen in ambulanten Pflegediensten beziehungsweise stationären Pflegeeinrichtungen je 1.000 Einwohner (linke Achse) und je Einrichtung/Pflegedienst (rechte Achse) in Sachsen, 2007 bis 2017

Die Zahl der Pflegebedürftigen in ambulanten Pflegediensten verdoppelte sich von 2007 bis 2017 nahezu von rund 8 auf 15 je 1.000 Einwohner. In stationären Pflegediensten stieg die Zahl von rund 10 auf 14 je 1.000 Einwohner. Die Zahl der Pflegebedürftigen je stationärer Einrichtung blieb weitgehend stabil bei rund 60. Die Zahl der Pflegebedürftigen je ambulanter Einrichtung stieg zuletzt stark auf rund 54.

Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, Pflegestatistik,
eigene Darstellung Prognos AG

Die Anzahl der ambulanten Pflegeeinrichtungen in Sachsen hat von 2015 auf 2017 um 5 Prozent oder 53 Einrichtungen zugenommen, den größten Zuwachs gab es mit 34 zusätzlichen Einrichtungen bei privaten Trägern (Abbildung 19-4).

Tabelle 19-4: Ausgewählte Merkmale ambulanter Pflegeeinrichtungen in Sachsen, jeweils am 15. Dezember 2015 und 2017
Merkmal 2015 2017 Veränderung 2017 zu 2015
absolut relativ in %
Einrichtungen 1.068 1.121 53 5,0
Träger freigemeinnützig 325 342 17 5,2
privat 736 770 34 4,6
öffentlich 7 9 2 28,6
Pflegebedürftige 49.618 60.247 10.629 21,4
je 1.000 Einwohner 12,1 14,8 2,7 22,0
je Einrichtung 46,5 53,7 7,2 15,6

Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, Pflegestatistik,
eigene Darstellung Prognos AG

In den Landkreisen und Kreisfreien Städten in Sachsen arbeiteten zum 15. Dezember 2017 insgesamt 68.085 Personen (Tabelle 19-5).

Tabelle 19-5: Beschäftigte in ambulanten und stationären Pflegeeinrichtungen in Sachsen insgesamt sowie in den Landkreisen und Kreisfreien Städten, am 15. Dezember 2017
Landkreis, Kreisfreie Stadt, Land Insgesamt ambulante Pflegedienste Stationäre Pflegeeinrichtungen
zusammen körperbezogene Pflege in % Teilzeit­beschäftigte in % zusammen körperbezogene Pflege in % Teilzeit­beschäftigte in %
Chemnitz, Stadt 4.144 1.493 64,2 63,4 2.651 65,4 65,9
Erzgebirgskreis 6.898 2.852 68,2 71,8 4.046 59,6 81,3
Mittelsachsen 5.616 2.098 75,0 68,5 3.518 63,3 75,4
Vogtlandkreis 4.291 1.662 69,3 75,8 2.629 64,2 75,4
Zwickau 5.999 2.505 73,8 67,1 3.494 64,8 69,4
Dresden, Stadt 6.889 2.450 71,5 59,8 4.439 67,8 64,9
Bautzen 5.400 2.076 73,9 73,2 3.324 61,8 79,1
Görlitz 5.763 2.574 67,6 76,1 3.189 63,9 74,1
Meißen 3.802 1.586 74,7 67,6 2.216 64,0 74,5
Sächsische Schweiz – Osterzgebirge 4.027 1.342 69,5 63,9 2.685 63,4 67,8
Leipzig, Stadt 8.047 3.480 72,6 48,8 4.567 65,9 65,5
Leipzig 3.890 1.507 71,2 59,5 2.383 62,4 74,2
Nordsachsen 3.319 1.149 74,8 64,8 2.170 67,3 74,5
Sachsen 68.085 26.774 71,3 65,7 41.311 64,2 72,2

Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, Pflegestatistik,
eigene Darstellung Prognos AG  

Gegenüber 2015 hat die Beschäftigtenzahl bei ambulanten Pflegediensten etwas stärker zugenommen als in stationären Einrichtungen (Tabelle 19-6).

Tabelle 19-6a: Pflegesituation in Sachsen - Veränderungen 2017 zu 2015, stationäre Einrichtungen
Art der Versorgung 2015 2017 Veränderung 2017 zu 2015
absolut relativ in %
Anzahl 885 970 85 9,6
verfügbare Plätze 55.266 58.201 2.935 5,3
vollstationär betreute Personen 49.115 50.997 1.882 3,8
Beschäftigte 38.504 41.311 2.807 7,3

Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, Pflegestatistik,
eigene Darstellung Prognos AG  

Tabelle 19-6b: Pflegesituation in Sachsen - Veränderungen 2017 zu 2015, ambulante Pflegedienste
Art der Versorgung 2015 2017 Veränderung 2017 zu 2015
absolut relativ in %
Anzahl 1.068 1.121 53 5,0
betreute Personen 49.618 60.247 10.629 21,4
Beschäftigte 24.201 26.774 2.573 10,6

Quelle: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen, Pflegestatistik,
eigene Darstellung Prognos AG  

Abbildung 19-4 veranschaulicht die durch das Statistische Landesamt des Freistaates Sachsen prognostizierte Entwicklung der Zahl der Pflegebedürftigen bis 2020 bzw. 2030 im Vergleich zum Jahr 2017. Bis 2030 wird die Zahl der Pflegebedürftigen in Sachsen insgesamt von 204.731 Pflegebedürftigen im Jahr 2017 um 20,4 Prozent auf 246.516 Pflegebedürftige ansteigen. Besonders hoch wird den Schätzungen zufolge dabei weiterhin der Anstieg bei den stationär betreuten Pflegebedürftigen ausfallen (Anstieg um 31,8% auf 67.221 Pflegebedürftige), der geringste Zuwachs ist bei den Pflegebedürftigen zu erwarten, die Pflegegeld beziehen (Anstieg um 13,3% auf 105.958 Pflegebedürftige). Zwischen 2017 und 2020 wird die Zahl der Pflegebedürftigen in Sachsen voraussichtlich um 7,6 Prozent auf 220.364 Pflegebedürftige ansteigen.

Im Jahr 2030 wird der Anteil der stationär betreuten Pflegebedürftigen an allen Leistungsbeziehern damit erneut um 2,4 Prozentpunkte auf 27,3 Prozent ansteigen. Der Anteil der Empfänger von Pflegegeld wird dagegen wieder um 2,7 Prozentpunkte auf 43,0 Prozent zurückgehen, jedoch nach wie vor den höchsten Anteil der Pflegebedürftigen umfassen.

Abbildung 19-4: Prognose der Veränderung der Zahl der Pflegebedürftigen in Sachsen, nach Pflegearten, in Prozent, 2020 beziehungsweise 2030 gegenüber 2017

Pflegebedürftige in Sachsen werden von 2017 bis 2020 in allen Pflegearten ähnlich um 6 bis 10 Prozent ansteigen. Bis 2030 wird die stationäre Pflege um 31,8 Prozent stark ansteigen, gefolgt von ambulanter Pflege mit einem Zuwachs von 21,7 Prozent und der Pflegegeldbezug mit einem Zuwachs von 13,3 Prozent.

Quelle: 6. Regionalisierte Bevölkerungsvorausberechnung für den Freistaat Sachsen bis 2030 – Variante 1 (V1)
eigene Darstellung Prognos AG

Eine Gegenüberstellung der in Kapitel Pflege verwendeten Prognose der Pflegebedürftigen und der aktuellen Prognose des Statistischen Landesamtes des Freistaates Sachsen zeigt, dass sich bis 2030 wesentliche Unterschiede für die Pflegebedürftigen ergeben, die zu Hause oder ambulant versorgt werden (Abbildung 19-5). Trotz unterschiedlicher Annahmen ist die in Kapitel Pflege dargestellte Prognose der stationär Versorgten in Sachsen bis 2030 nicht so stark abweichend von der aktuellen Prognose des Statistischen Landesamtes des Freistaates Sachsen wie in den anderen Pflegearten. Entsprechend geben die in Kapitel Pflege getroffenen Aussagen zur Entwicklung der stationären Pflege nach wie vor einen Richtwert, der jedoch sorgfältig aktualisiert werden muss. Für die beiden weiteren Pflegearten, Pflege zu Hause und ambulante Pflege, zeigt sich die Wirkung der Pflegestärkungsgesetzes. Für beide Pflegearten nimmt die Zahl der Pflegebedürftigen deutlich zu.

Abbildung 19-5: Entwicklung der Zahl der Pflegebedürftigen in Sachsen nach Pflegearten, im Bericht verwendete Prognose, 2015, 2020 und 2030 (linke Abbildung) sowie aktuelle Prognose des Statistischen Landesamtes des Freistaates Sachsen, 2017, 2020 und 2030 (rechte Abbildung)

Die Zahl der Pflegebedürftigen nimmt über alle Leistungsarten hinweg zu. Das betrifft sowohl die in Kapitel 7 beschriebene Prognose als auch die aktuelle Prognose des Statistischen Landeamtes des Freistaates Sachsens. Die Prognose des Statistischen Landesamtes geht dabei von einer teils deutlich höheren Anzahl an Leistungsempfängern für die jeweiligen Leistungsarten aus.

Quelle: FZG, Datenaktualisierung des Gutachtens »Alter|Rente|Grundsicherung (ARG)« des Sächsischen Staatsministeriums für Soziales und Verbraucherschutz (2011), linke Abbildung, sowie 6. Regionalisierte Bevölkerungsvorausberechnung für den Freistaat Sachsen bis 2030, rechte Abbildung
eigene Darstellung Prognos AG

Mit dem Anstieg der Zahl der Pflegebedürftigen im Freistaat Sachsen steigt auch der zukünftige Bedarf an Beschäftigten in ambulanten Pflegediensten und stationären Pflegeeinrichtungen. Da die aktuelle, auf dem Jahr 2017 basierende Prognose der zukünftigen Zahl der Pflegebedürftigen für die kommenden Jahre eine deutlich höhere Zahl von Pflegebedürftigen voraussagt als die Prognose auf Basis der Daten für das Jahr 2015, ist anzunehmen, dass der in Abbildung 7-11 für das Jahr 2030 ausgewiesene Bedarf an Beschäftigten in der Pflege von 63.486 Personen den tatsächlichen Bedarf im Jahr 2030 unterschätzt, selbst wenn ein Großteil der Pflegebedürftigen zu Hause versorgt wird. Für die Landkreise und die Kreisfreien Städte liegen jedoch noch keine Bedarfsprognosen auf Basis der neuen Pflegestatistik vor.

Auch die in Abbildung 7-57 prognostizierte Zahl der Empfänger von Leistungen der Hilfe zur Pflege wird sich durch den Anstieg der Zahl der stationär versorgten Pflegebedürftigen im Jahr 2017 voraussichtlich etwas stärker erhöhen als auf Basis der Daten für das Jahr 2015 angenommen. Dasselbe gilt entsprechend auch für die Nettoausgaben der Träger der Sozialhilfe für Leistungen der Hilfe zur Pflege (Abbildung 7-58) und in der Folge auch für die Nettoausgaben pro Empfänger von Leistungen der Hilfe zur Pflege (Abbildung 7-59).

Anhand der aktuellen Prognose zeigt sich abschließend die demografische Herausforderung im Pflegebereich, mit der der Freistaat Sachsen konfrontiert sein wird (Abbildung 19-6). Während die Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter insbesondere in Variante 2 der Bevölkerungsvorausberechnung sehr stark abnehmen wird, kommt es bis 2030 zu einem deutlichen Anstieg der Pflegebedürftigen.

Abbildung 19-6: Pflegebedürftige in ambulanten und stationären Einrichtungen des sächsischen Gesundheitswesens (linke Achse) sowie Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter (rechte Achse)1) 2017, 2020, 2025 und 2030

Die Abbildung stellt die prognostizierte Abnahme der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter dar und stellt dieser Entwicklung die steigende Zahl der ambulant sowie stationär betreuten Pflegebedürftigen von 2017 bis 2030 gegenüber.

1) im Alter von 20 bis unter 65 Jahre.
Quelle: 6. Regionalisierte Bevölkerungsvorausberechnung für den Freistaat Sachsen bis 2030 – Variante 1 (V1) und Variante 2 (V2)
eigene Darstellung Prognos AG

 

Fußnoten

1 Die Struktur dieses Kapitels orientiert sich an der Präsentation Pflege in Sachsen – aktuelle Entwicklungen nach Einführung des Pflegestärkungsgesetzes II des Statistischen Landesamtes des Freistaates Sachsen, abrufbar unter https://www.statistik.sachsen.de/download/030_SB-Soziales/Vortrag_Stand_17-Januar-2019-Redaktion.pdf, (Abruf am 08.02.2019).

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