Kinder und Jugendliche in Sachsen
Der drastische Geburteneinbruch nach der Wende hat sich in den Altersklassen zeitversetzt auf die Bevölkerungszahlen ausgewirkt (Abbildung 4-43). So konnte bei den 10- bis unter 15-Jährigen sowie den 15- bis unter 18-Jährigen Anfang der 1990er Jahre sogar noch ein Zuwachs verzeichnet werden, bevor die Kinderzahlen sanken. Der Tiefpunkt wurde im Jahr 2008 erreicht: Die Zahl der unter 18-Jährigen hatte sich von rund einer Million auf 534.000 halbiert. Der Bevölkerungsanstieg infolge der Geburtenzunahme vollzog sich ebenfalls zeitversetzt in den Altersklassen: Die Zahl der unter 3-Jährigen stieg bereits im Jahr 1996 wieder, die der 15- bis unter 18-Jährigen exakt 15 Jahre später, ab dem Jahr 2011.
Abbildung 4‑43: Kinder und Jugendliche im Freistaat Sachsen nach Altersgruppen, in Tausend, 1990 bis 2015
Die Zahl der unter 18-Jährigen ist in den letzten Jahren in allen Landkreisen und Kreisfreien Städten Sachsens angestiegen, allerdings in unterschiedlichem Maße (Tabelle 4-1).
2005 | 2006 | 2007 | 2008 | 2009 | 2010 | 2011 | 2012 | 2013 | 2014 | 2015 | Entwicklung | |
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Sachsen | 590,3 | 567,5 | 548,4 | 533,8 | 536,4 | 546,4 | 552,6 | 566,2 | 579,3 | 592,5 | 612,2 | ![]() |
Chemnitz, Stadt | 30,3 | 29,5 | 28,8 | 28,2 | 28,5 | 29,4 | 30,5 | 31,5 | 32,3 | 33,2 | 35,4 | ![]() |
Erzgebirgskreis | 55,5 | 53,1 | 50,8 | 48,9 | 48,5 | 49,1 | 49,2 | 49,7 | 50,3 | 50,9 | 51,6 | ![]() |
Mittelsachsen | 48,6 | 46,4 | 44,4 | 42,8 | 42,6 | 42,9 | 42,8 | 43,5 | 44,1 | 44,7 | 45,6 | ![]() |
Vogtlandkreis | 34,8 | 33,1 | 31,6 | 30,4 | 30,2 | 30,3 | 30,4 | 30,9 | 31,1 | 31,5 | 32,1 | ![]() |
Zwickau | 48,9 | 46,7 | 44,8 | 43,1 | 42,9 | 43,2 | 43,2 | 43,7 | 44,2 | 44,8 | 45,9 | ![]() |
Dresden, Stadt | 67,0 | 66,5 | 66,5 | 66,9 | 69,0 | 72,1 | 73,9 | 77,2 | 80,5 | 83,0 | 86,3 | ![]() |
Bautzen | 50,3 | 47,7 | 45,3 | 43,4 | 43,2 | 43,5 | 44,0 | 44,8 | 45,6 | 46,2 | 47,2 | ![]() |
Görlitz | 41,9 | 39,5 | 37,7 | 36,2 | 36,0 | 36,1 | 36,0 | 36,4 | 36,6 | 36,9 | 37,7 | ![]() |
Meißen | 38,0 | 36,3 | 34,9 | 33,8 | 33,8 | 34,3 | 34,8 | 35,4 | 36,1 | 36,9 | 38,0 | ![]() |
Sächsische Schweiz-Osterzgebirge | 38,2 | 36,4 | 35,1 | 34,1 | 34,3 | 35,0 | 35,4 | 36,3 | 37,2 | 38,0 | 39,2 | ![]() |
Leipzig, Stadt | 64,3 | 63,4 | 62,8 | 63,2 | 64,8 | 67,4 | 69,3 | 72,5 | 76,0 | 79,9 | 85,0 | ![]() |
Leipzig | 40,5 | 38,6 | 36,9 | 35,5 | 35,4 | 35,7 | 36,0 | 36,7 | 37,3 | 38,0 | 39,1 | ![]() |
Nordsachsen | 32,1 | 30,3 | 28,8 | 27,4 | 27,2 | 27,3 | 27,2 | 27,5 | 28,0 | 28,4 | 29,1 | ![]() |
Quelle: Statistische Ämter des Bundes und der Länder, Regionaldatenbank Deutschland, 2005–2010 Bevölkerungsfortschreibung auf Basis der Registerdaten vom 3.10.1990; 2011–2015 Bevölkerungsfortschreibung auf Basis des Zensus vom 9.5.2011,
eigene Darstellung Prognos AG
Den größten Zuwachs verzeichneten dabei die Kreisfreien Städte: In Leipzig gab es 2015 32 Prozent mehr Minderjährige als zehn Jahre zuvor, in Dresden 29 Prozent und in Chemnitz 17 Prozent (Abbildung 4-44). Im Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge gab es knapp 3 Prozent mehr Minderjährige, in Meißen ähnlich viele wie 2005. In allen anderen Landkreisen lag die Zahl der unter 18-Jährigen (noch) unter der Zahl von 2005.
Abbildung 4‑44: Veränderung der Zahl der unter 18-Jährigen in Sachsen insgesamt und in den Landkreisen und Kreisfreien Städten, in Prozent, 2015 gegenüber 2005
Leipzig und Dresden sind »Boom-Regionen für Familien«
In einer Studie, in der die Entwicklung der Bevölkerungszahlen der unter 6-Jährigen in allen Kreisen und Kreisfreien Städten in Deutschland im Zeitraum 2005 bis 2015 betrachtet wurden, rangieren die Kreisfreien Städte Leipzig und Dresden mit einem Wachstum um 50 beziehungsweise 37 Prozent auf den ersten beiden Plätzen der »Boom-Regionen für Familien«.55 Die Auswertung zeigt außerdem, dass die Zahl der Kinder sich nicht nur in Sachsen, sondern auch deutschlandweit in den Städten stärker erhöht hat als auf dem Land. So finden sich unter den 28 Regionen mit dem größten Anstieg der unter 6-Jährigen 24 Städte und nur 4 Landkreise. Als zentrale Ursache wird die Bildungswanderung gesehen. Die Analyse der Wanderungszahlen nach Altersklassen legt nahe, dass nicht Familien, sondern junge Erwachsene in die Städte ziehen und zu einem großen Teil auch nach Beendigung der Ausbildung dort verbleiben.
Fußnoten
55 Vergleiche Prognos (2017).